Kurs: Remanufacturing und Bewertung der Produkteignung

Bewertung der Tauglichkeit für Remanufacturing

Bewertung der Tauglichkeit für Remanufacturing

Eine Möglichkeit, zu bewerten, ob ein Produkt für ein Remanufacturing geeignet ist, bietet die Bewertungsmatrix des VDI ZRE. Dabei handelt es sich um eine systematische Bewertung anhand von insgesamt 34 Bewertungskriterien in den vier Hauptkategorien

  • technische Aspekte und Design,
  • technische Aspekte reverse Logistik,
  • Geschäftsmodell und
  • weitere Aspekte.

Die Bewertung erfolgt über die Vergabe von Punkten für die einzelnen Bewertungskriterien. Dabei empfiehlt es sich eine Punktebewertung in ganzzahligen Schritten von -2 (schlechteste Bewertung) bis +2 (beste Bewertung) vorzunehmen.

Je nach Intensität werden die Aspekte, die hinsichtlich des Remanufacturing positiv zu bewerten sind mit +1 oder +2 bewertet, während Aspekte, die hinsichtlich des Remanufacturing negativ zu bewerten sind mit -1 oder -2 bewertet werden. Aspekte, die neutral zu bewerten sind, werden mit einer 0 bewertet. Für die Übersichtlichkeit der Bewertung werden die Punktbewertungen mit einem Farbcode markiert dokumentiert. Für das Remanufacturing förderliche Aspekte werden dabei grün dargestellt, hinderliche Aspekte rot und neutrale gelb.

Darüber hinaus werden die Bewertungen der jeweiligen Aspekte qualitativ in Textform erläutert.

Die Bewertung anhand der Matrix des VDI ZRE wird anhand zweier Beispiele verdeutlicht. Zum einen werden Wasserzähler als ein Produktbeispiel mit überwiegend positiven Aspekten für ein Remanufacturing dargestellt und zum anderen die Produktgruppe Wohn- bzw. Haushaltsmöbel, deren Remanufacturing-Potenzial eher negativ bewertet wird.

Beispielhafte Bewertung anhand von Wasserzählern und Möbeln

Bewertung von Wasserzählern

© VDI ZRE

Das Produktdesign ist sehr förderlich für Remanufacturing. Es werden eigene Produkte zurückgenommen und aufgearbeitet, wodurch die verbauten Komponenten bekannt sind. Lediglich die genaue Zusammensetzung der verbauten Elektronikbauteile ist nicht vollständig bekannt. Die einzige Schwachstelle im Produktdesign liegt in dem hohen manuellen Arbeitsaufwand für die Aufarbeitung.

 

 

© VDI ZRE

 

 

Auch die reverse Logistik ist für die Aufarbeitung förderlich. Durch eine Kooperation mit Ableseunternehmen erfolgen der Austausch und die Rückführung von Zählern mit abgelaufener Eichung. Der Aufwand hierdurch ist gering.

 

 

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Das Geschäftsmodell ist ebenfalls ein förderlicher Aspekt. Durch die festgelegten Eichzeiten ist der Rücklauf von Produkten gut planbar. Auch haben aufgearbeitete Produkte eine hohe Akzeptanz durch Kunden und die Qualität wird durch die Eichung nachgewiesen. Bisher bieten sehr wenige Anbieter am Markt aufgearbeitete Wasserzähler an.

 

 

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Auch die weiteren Aspekte sind förderlich für die Aufarbeitung. Das Ausfallrisiko der Zähler ist nicht höher als das der Neuprodukte. Da die Funktion das Kernkriterium darstellt, ist die Wertwahrnehmung durch die Kunden hoch. Weil die zur Aufarbeitung nötigen Qualifikationen den Mitarbeitern schnell vermittelt werden können, ist auch ein gutes Angebot an Fachkräften vorhanden. Die Bewertung des Remanufacturing-Potenzials fällt mit 1,68 sehr gut aus.* Herrmann, C. und Vetter, O. (2021): Ökologische und ökonomische Bewertung des Ressourcenaufwands – Remanufacturing von Produkten. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin (abgerufen am: 01.08.2024).

 

Bewertung von Möbel

© VDI ZRE

Der Markt für aufgearbeitete Möbel ist aktuell in Deutschland sehr klein.

Das Produktdesign ist bei Möbelprodukten aufgrund einer hohen Produktvielfalt eher ein hemmender Aspekt. Oftmals ist der Austausch von Teilen oder Komponenten schwierig und mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden, außerdem liegen häufig weder standardisierte Module noch einheitliche oder durchgängige Produktkonzepte vor.

 

 

 

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Die reverse Logistik stellt derzeit ebenfalls einen hemmenden Aspekt dar. Informationen zum Verbleib von Produkten liegen im B2C-Bereich meist nicht vor, im B2B-Bereich kann es in einigen Fällen Informationen dazu geben.

Der Transportaufwand ist im Verhältnis zum Wert der Produkte meist hoch und die Lagerung sperriger Teile benötigt viel Platz. Eine fehlende Standardisierung von Teilen und eine hohe Produktvielfalt haben einen negativen Einfluss auf eine effiziente Lagerhaltung.

 

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Auch bei den Geschäftsmodellen gibt es hemmende Faktoren.

Der Konkurrenzdruck innerhalb des Remanufacturing-Marktes ist zwar gering, dies liegt allerdings insbesondere an einem fast nicht existenten Markt. Planungen zu Rücknahmen und Absatz sind aufgrund der fehlenden Strukturierung des Rücknahme- und Absatzmarktes kaum möglich. Die Bewertung der weiteren Aspekte fällt hingegen positiv aus.

 

© VDI ZRE

Das Sicherheitsrisiko ist gering. Aufgearbeitete Möbel werden als positiv und qualitativ hochwertig wahrgenommen. Darüber hinaus gibt es eine ausreichende Auswahl an qualifizierten Mitarbeitenden für die Aufarbeitung, da sie sich im Grunde nicht von der Neuherstellung unterscheidet.

Die Bewertung dieser Produktgruppe fällt insgesamt mit einem Gesamtwert von -0,29 eher negativ aus.* Herrmann, C. und Vetter, O. (2021): Ökologische und ökonomische Bewertung des Ressourcenaufwands – Remanufacturing von Produkten. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin (abgerufen am: 01.08.2024).

 

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