Kunststoffe

Das Kunststoffrecycling ist im Umbruch. Das Problem des Verbleibens von Kunststoffen in der Natur hat dazu geführt, dass die Gesellschaft im täglichen Umgang mit Kunststoffen sensibler geworden ist. Die Beteiligten der Wertschöpfungskette Kunststoffe verfügen bezüglich der Etablierung eines geschlossenen Kreislaufs über erfolgversprechende Potenziale, müssen sich aber auch wichtigen Herausforderungen stellen.

Einführung

Die Kreislaufführung von Kunststoffen ist ein wesentlicher Pfeiler zur Verringerung des Primärrohstoffeinsatzes von Erdöl und trägt damit zur Ressourcenschonung, Energieeinsparung und folglich zur Reduktion von CO2-Treibhausgasemissionen bei. Über das mechanische Recycling erfolgt eine Rückführung von Kunststoffrezyklaten in die Wertschöpfungskette, die im Vergleich zur Neuware rund zwei Drittel weniger Energie in der Herstellung benötigen. Ergänzend dazu können Stoffströme, die mechanisch nicht ökologisch und ökonomisch sinnvoll verwertbar sind, über das chemische Recycling in z. B. Monomere, Pyrolyseöle oder Synthesegas umgewandelt werden. Diese können u. a. für die Herstellung neuer Kunststoffe genutzt werden und ersetzen so Primärrohstoffe. Es wird davon ausgegangen, dass das chemische Recycling für alle nicht mechanisch recycelbaren Kunststoffe künftig eine steigende Rolle in der Kunststoffwertschöpfungskette spielen wird.

Im Jahr 2021 konnten in Deutschland über das mechanische Recycling rund 1,73 Millionen Tonnen erzeugter Rezyklate der Wertschöpfungskette wieder zugeführt werden. Davon stammten 1,46 Millionen Tonnen aus Post-Consumer-Abfällen. Auf das gesamte Post-Consumer-Abfallaufkommen von 5,44 Millionen Tonnen bezogen, ergibt das eine Rezyklatquote von knapp 27 Prozent. Das entspricht einer Steigerung von 11 Prozent-Punkten gegenüber dem Jahr 2017.* Lindner, C.; Schmitt, J.; Fischer, E. und Hein, J. (2022): Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen – Kurzfassung der Conversio Studie. Conversio Market & Strategy GmbH (abgerufen am: 19.12.2022).

Der Anteil eingesetzter Rezyklate in der Kunststoffverarbeitung liegt bei rund 12 Prozent. Dieser muss – und wird – künftig steigen, insbesondere durch aktuell in Abstimmung befindliche Regelungen auf europäischer Ebene: Beispielsweise fordert der Entwurf der Novelle der europäischen Verpackungsverordnung voraussichtlich einen Rezyklatanteil zwischen 10 und 35 Prozent in Verpackungen. Auch der Entwurf der europäischen Altautoverordnung sieht vor, dass ab dem Jahr 2030 mindestens 25 Prozent in Neuwagen eingesetzter Rezyklate aus dem Post-Consumer-Abfallstrom stammen sollen.* Lindner, C.; Schmitt, J.; Fischer, E. und Hein, J. (2022): Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen – Kurzfassung der Conversio Studie. Conversio Market & Strategy GmbH (abgerufen am: 19.12.2022).

Diese Vorgaben werden von der Praxis zwar unter den aktuellen Herausforderungen der Kunststoffkreislaufwirtschaft als ambitioniert, aber durch entsprechende gemeinsame Anstrengungen in der Technologieentwicklung und Digitalisierung, Normung und Gesetzgebung als künftig erreichbar eingeschätzt. 

Herausforderungen der Kunststoffkreislaufwirtschaft

Eine verbesserte Kreislaufführung von Kunststoffen steht diversen Herausforderungen gegenüber. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2020 durch den VDI ein Dialogprozess initiiert, der zu einem umfassenden Austausch aller Akteure und Akteurinnen der Wertschöpfungskette von Kunststoffen führte. Gemeinsam wurden dabei wesentliche Herausforderungen identifiziert.* VDI e.V. (2021): VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken“ (abgerufen am 12.12.2024).

Fehlendes Design for Circularity 

Die Herstellung von Rezyklaten setzt voraus, dass die Produkte, die nach der Nutzungsphase in die Sammlung, Sortierung und das Recycling gelangen, durch diese Prozesse auch wieder sortiert und zurückgewonnen werden können. Das erfordert ein sogenanntes Design for Circularity, über dessen Strategien und Maßnahmen die Produkte bereits in der Planungs- und Entwicklungsphase kreislaufgerecht bzw. recyclingfähig gestaltet werden (siehe Themenseite Produktentwicklung). So kann die Verfügbarkeit von Kunststoffen für den Kreislauf erhöht und die ursprüngliche Wertschöpfung erhalten bleiben.* VDI e.V. (2021): VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken“ (abgerufen am 12.12.2024).  

Volatile Märkte 

Aktuell existieren keine vergleichbaren Wettbewerbsbedingungen zwischen Rezyklaten und Kunststoffen aus fossilen Rohstoffen. Das Jahr 2023 zeigte, dass sinkende Preise von Kunststoffneuware, aber auch gestiegene Kosten für Energie, Transport, Löhne und Nebenkosten die Wirtschaftlichkeit von Recyclingunternehmen stark schwächten und fallweise zur Schließung von Kunststoffrecyclinganlagen führten. Daher wird von Unternehmen gefordert, dass kreislauffähige Produkte, insbesondere solche mit Rezyklatanteilen, über ökonomische Anreize bessergestellt werden, um Marktverzerrungen zugunsten solcher Produkte zu beheben. Hier wird auch über die Einführung sogenannter Gutschriften-Systeme diskutiert, bei denen Herstellende, die mehr Rezyklate als gesetzlich gefordert einsetzen, diese Übererfüllung an andere Unternehmen veräußern können, die die Quoten anders (noch) nicht erfüllen können.* VDI e.V. (2021): VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken“ (abgerufen am 12.12.2024).  

Qualität von Kunststoffrezyklaten 

Der Rezyklateinsatz steht beständig in Konkurrenz zur Kunststoffneuware. Durch kontinuierlich verfügbare Mengen und standardisierte Qualitätseigenschaften von sogenannter Virgin Plastic ist der Verarbeitungsaufwand gering bzw. der Einsatz kostengünstig. Die Qualität von Kunststoffrezyklaten (z. B. Geruch, Farbe, Dichte, Schmelzflussindex) unterliegt hingegen deutlichen Schwankungen aufgrund der heterogenen Zusammensetzung des Inputs, vor allem aus dem Post-Consumer-LVP-Abfallstrom (siehe Notwendigkeit eines Design for Circularity). Der Einsatz von Kunststoffrezyklaten in der Produktherstellung erfordert daher eine Eingangsprüfung bzw. Qualitätskontrolle, um Verarbeitungsparameter wie bspw. Temperatur, Additivzugabe oder Beimischung von Neuware chargenweise nachzujustieren. Bis zur Veröffentlichung der DIN SPEC 19446 im Jahr 2021 existierten keine einheitlichen Qualitätsstandards für Kunststoffrezyklate. Es finden seitdem weitere Standardisierungsarbeiten auch auf internationaler Ebene statt (siehe Standardisierung in der Kunststoffkreislaufwirtschaft), um ein einheitliches Verständnis der technischen Spezifikationen der Kunststoffrezyklate zu generieren und so gleichbleibend hochwertige Rezyklatmengen produzieren und einsetzen zu können, denn eine kontinuierliche Beschaffung großer Mengen je Charge von Rezyklaten senkt die Aufwandskosten für die Qualitätssicherung – insbesondere für hochwertige Zielanwendungen.* VDI ZRE (2023): Studie „Ökologische und ökonomische Bewertung des Ressourcenaufwands: Einsatz von Kunststoffrezyklaten“ (abgerufen am 12.12.2024).

Exporte von Kunststoffen 

Neben Verpackungen werden relevante Kunststoffmengen im Bau, in Fahrzeugen sowie Elektro- und Elektronikgeräten verarbeitet. Große Mengen der in diesen Produkten verarbeiteten Kunststoffe gehen über Exporte der heimischen Kreislaufwirtschaft jedoch verloren. Ein Grund liegt in dem ungeklärten Verbleib bzw. den teils illegalen Exporten in außereuropäische Länder von bspw. Fahrzeugen und Elektro- und Elektronikgeräten. Das führt zu einer Verringerung an verfügbaren hochwertigen Kunststoffen, die dem Kreislauf nicht wieder zugeführt werden können. Von gesetzlicher Seite wurde speziell auf illegale Exporte bereits reagiert. So dürfen bspw. nur ausschließlich überprüfte und funktionsfähige Gebrauchtgeräte, die durch eine adäquate Verpackung vor Beschädigungen geschützt sind, als „Nicht-Abfall“ exportiert werden. Hierbei gilt die umgekehrte Beweispflicht – die Exporteurin bzw. der Exporteur steht in der Pflicht, den gesetzeskonformen Zustand der zum Export vorgesehenen Geräte nachzuweisen. Dennoch gehen dem europäischen Markt über Exporte u. a. durch Vollzugsdefizite wesentliche Rohstoffmengen verloren.* VDI e.V. (2021): VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken“ (abgerufen am 12.12.2024).

Informationsdefizite entlang der Wertschöpfungskette 

Die Kunststoffwirtschaft besteht aus verschiedenen, unterschiedlich großen Agierenden mit diversen Produkt- und Materialanforderungen. Wenige große Kunststofferzeugende und viele kleine und mittelständische Verarbeitende, Abfallentsorgende und Recycelnde bilden eine zersplitterte Wertschöpfungsstruktur. Der gemeinsame Transformationsprozess hin zu einer ressourceneffizienten Kunststoffkreislaufwirtschaft bedarf intensiver Kooperation und Koordination entlang des gesamten Wertschöpfungsprozesses. Hier werden künftig eine umfassende Standardisierung und die Integration digitaler Lösungen eine zentrale Rolle spielen.* VDI e.V. (2021): VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken“ (abgerufen am 12.12.2024).

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Die beschriebenen Herausforderungen sowie Chancen je Wertschöpfungsstufe der Kunststoffwertschöpfungskette wurden im VDI-Dialogprozess intensiv diskutiert. Dies mündete im VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken“, in dem darauf aufbauend Empfehlungen für übergreifende Maßnahmen präsentiert werden.

VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken“

Das VDI White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken – Wie die Transformation zur zirkulären Wertschöpfung gelingen kann“ ist das Ergebnis des VDI-Round-Table mit Experten und Expertinnen aus allen Kreislaufstufen und Vertretern und Vertreterinnen aus Politik, Wissenschaft und NGOs. Ein ausführlicher Dialogprozess resultierte in Empfehlungen von insbesondere übergreifenden Maßnahmen, um einen systemischen Wandel der Kunststoffwertschöpfungskette voranzutreiben.

Stand der Technik des mechanischen Recyclings

Die Sortierung von Kunststoffabfällen erfolgt aktuell in verschiedenen Verfahrensschritten, die je nach Anlage bzw. Sortierziel in ihrer Anordnung variieren. Es bestehen für Kunststoffabfälle 23 DSD-Sortierspezifikationen, die folgend ins mechanische Recycling gelangen. Durchschnittlich erzeugt eine Sortieranlage davon etwa 8 bis 10 Sortierfraktionen. In Abbildung 1 sind beispielhaft die Verfahrensschritte aufgeführt.

Grafik zur Erfassung und Sortierung von Abfällen © VDI ZRE (Auf Basis von Knappe et al. (2021): Technische Potenzialanalyse zur Steigerung des Kunststoffrecyclings und des Rezyklateinsatzes.)

Für das mechanische Recycling der sortierten Kunststoffmengen, die häufig als Ballenware in der Wertschöpfungskette weitergegeben werden, kommen unterschiedliche Module zur Aufbereitung zum Einsatz. Die eingesetzten Module hängen davon ab, welcher Input verarbeitet und welche Rezyklate erzeugt werden sollen. Für das Kunststoffrecycling finden in der Praxis sehr unterschiedliche Aufbereitungstechniken Anwendung. In Abbildung 2 sind beispielhaft die Aufbereitungsmodule dargestellt.

© VDI ZRE (Auf Basis von Knappe et al. (2021): Technische Potenzialanalyse zur Steigerung des Kunststoffrecyclings und des Rezyklateinsatzes.)

Derzeit vorherrschend ist das sogenannte Open-Loop-Recycling. Kunststoffrezyklate werden für qualitativ passende Anwendungen eingesetzt. Dies sind u. a. aus Gründen der Produktanforderungen und Qualität i. d. R. andere Anwendungsgebiete als der ursprüngliche Einsatz. Es gibt jedoch bereits Beispiele, in denen Rezyklate mit hoher Qualität erzeugt werden, sodass diese für den ursprünglichen Zweck wieder eingesetzt werden können – das sogenannte Closed-Loop-Recycling. Als Best-Practice-Beispiel gilt hier die Kreislaufführung von PET-Getränkeflaschen (Abbildung 3). Für beide Varianten ist stets zu beachten, dass in der Regel ein 100 % geschlossener Kreislauf in der Praxis ökologisch und ökonomisch nicht realisierbar ist. Vielmehr wird – auch künftig – ein Mix aus Rezyklaten und Neuware die Praxis bestimmen. 

Die Grafik zeigt eine Visualisierung des PET-Kreislaufs© Dr. habil. Thomas Probst, bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

Die PET-Getränkeflaschen werden über ein Pfandsystem sortenrein, aber auch über den LVP-Strom erfasst und einer Sortierung, einer Aufbereitung und einem Recycling zugeführt. Die resultierenden Mahlgüter und Regranulate besitzen einerseits Lebensmittelkontaktqualität (Food-contact) und werden der Herstellung der PET-Getränkeflaschen wieder zugeführt oder in Folien und Schalen, z. B. in Obst- und Gemüseverpackungen, erneut eingesetzt. Andererseits werden Rezyklate erzeugt, die im Nichtlebensmittelbereich (Non-food-contact) Anwendung finden. Diese Rezyklatanteile als auch Folien und Schalen aus lebensmitteltauglichen Rezyklaten können dem PET-Getränkeflaschenzyklus nicht wieder hinzugefügt werden (End-of-Pipe) und werden durch Neuware ersetzt. 

Stand der Technik des chemischen Recyclings

In Ergänzung zum mechanischen Recycling, ermöglicht das chemische Recycling die Verwertung von Stoffströmen, die über das mechanische Recycling nicht wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll recycelbar sind, wie beispielsweise Materialverbünde oder kontaminierte Kunststoffe. Mithilfe des chemischen Recyclings bzw. der sogenannten rohstofflichen Verwertung werden Kunststoffe in ihre chemischen Bestandteile zerlegt, u. a. in Monomere, Synthesegas oder Pyrolyseöl, und der Wertschöpfungskette in Form von Rohstoffersatz wieder zugeführt. Zu den chemischen Recyclingverfahren gehören z. B. die verschiedenen Verfahren der Solvolyse, der Enzymolyse, der Pyrolyse oder der Gasifikation.* Plastics Europe (o.J.): Chemisches Recycling – Alle Fragen auf einen Blick (abgerufen am 12.12.2024).

Auch wenn die genannten Verfahren in ihrer grundlegenden Technologie bereits lange existieren, ist eine umfassende Kommerzialisierung für die Kunststoffverwertung noch nicht erreicht. Herausfordernd sind auch hier einzuhaltende Mindestqualitäten der Inputströme. Es werden künftig zusätzliche, auf das chemische Recycling zugeschnittene Sortierfraktionen mit entsprechender Qualität erforderlich sein. Perspektivisch wird aufgrund der Branchenexpertise davon ausgegangen, dass Abfallunternehmen diese Stoffströme zur Verfügung stellen, welche hauptsächlich die chemische Industrie über die Fortentwicklung ihrer etablierten Technologien – und unter Berücksichtigung innovativer Ansätze von Start-ups – verarbeitet.* Bvse (2022): Chemische Recyclinganlagen meist erst im Forschungsbetrieb (online). bvse e.V., (abgerufen am 18.09.2024), verfügbar unter: https://www.bvse.de/gut-informiert-kunststoffrecycling/nachrichten-recycling/8218-chemische-recyclinganlagen-meist-erst-im-forschungsbetrieb.html. Die dazu notwendigen verfahrenstechnischen und logistischen Strukturen sowie die Verantwortlichkeiten der Akteure und Akteurinnen stehen aktuell in der Diskussion und Entwicklung. 

Unsicherheiten bestehen auch im Marktumfeld des chemischen Recyclings, da insbesondere konkrete Gesetzesvorgaben (z. B. Anrechnung der Recyclingquote) für das chemische Recycling fehlen. Die über das chemische Recycling erzeugten Monomere und chemischen Grundbausteine können physikalisch nicht von fossil-basierten Rohstoffen unterschieden werden und eignen sich gleichermaßen für eine folgende Verarbeitung. Um dennoch Rezyklateinsatzquoten ableiten zu können, wird aktuell der Massenbilanzansatz diskutiert – eine bilanzielle Zuweisung sekundärer Rohstoffe zu einem Produkt. Eine notwendige Zertifizierung des Massenbilanzansatzes sowie eine Überprüfung der Rückverfolgbarkeit sind Voraussetzungen für eine fundierte bzw. glaubhafte Ausweisung der zirkulären Rohstoffe.* Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien (2023): Massenbilanzierung für das Chemische Recycling (abgerufen am 12.12.2024).

Weitere Herausforderungen chemischer Recyclingverfahren sind die erforderlichen hohen Temperaturen und Druck sowie hohe Hilfsmittelaufwände, aber auch die Behandlung und Entsorgung entstehender Nebenprodukte sowie die damit einhergehenden Kosten. Dennoch wird dem chemischen Recycling künftig eine steigende Rolle in der Kunststoffwertschöpfungskette zugesprochen. Als Ergänzung zum mechanischen Recycling ist es möglich, weitere Stoffströme für die Rückführungen in den Wirtschaftskreislauf zu erschließen und Primärrohstoffe sukzessive zu ersetzen. Größere Mengen Kohlenstoff können so im Kreislauf geführt und eine Defossilisierung intensiviert werden.* Bvse (2022): Chemische Recyclinganlagen meist erst im Forschungsbetrieb (online). bvse e.V., (abgerufen am 18.09.2024).

Digitalisierung der Kunststoffwertschöpfungskette

Eine digitale Vernetzung des gesamten Kunststoffkreislaufs baut auf den erzeugten, gespeicherten sowie weitergeleiteten Daten und Informationen einzelner Wertschöpfungsstufen auf. Im Idealfall trägt jeder Akteur und jede Akteurin mit spezifischen produkt- und prozessbezogenen Daten zur Schließung des gesamten Informationskreislaufs bei. Wesentlich hierfür ist der Aufbau eines Systems von Schnittstellen zwischen Unternehmen, das eine vertrauenswürdige, rechtssichere, bedarfsgerechte Weitergabe und Rückverfolgung kreislaufrelevanter Daten und Informationen ermöglicht.

Aktuell sind eine fehlende Prozessautomatisierung, unzureichende Datenverfügbarkeiten oder die fehlende Interoperabilität zwischen Schnittstellen – insbesondere Unternehmen der verschiedenen Wertschöpfungsstufen – wesentliche Herausforderungen. Jedoch wird durch Forschung und Entwicklung sowie bereits in der Praxis etablierte Digitalisierungslösungen eine sukzessive Vernetzung der Kunststoff-Wertschöpfungskette vorangetrieben. Vernetzende digitale Lösungen wie der digitale Produktpass, der digitale Zwilling oder digitale Plattformen, aber auch der Einsatz künstlicher Intelligenz in den Sortier- und Recyclingtechnologien spielen dabei eine wesentliche Rolle.* Orth, P.; Bruder, J. und Rink,M (2022): Kunststoffe im Kreislauf - Vom Recycling zur Rohstoffwende. Springer Verlag, ISBN : 978-3-658-37813-4.

Bereits technologisch vorangeschritten sind intelligente Sortiertechnologien, die weitere Kunststoffmengen für ein mechanisches Recycling erschließen. Dabei verarbeiten vorab angelernte Modelle (sog. neuronale Netze) die durch industrielle Kamerasysteme erzeugten Bilddaten ebenso wie die mithilfe von Nahinfrarot-(NIR-)Spektroskopie gemessenen spektralen Daten. Die gesteigerte Rechenleistung erfasst farb-, form- und materialspezifische Eigenschaften effizienter und erhöht den Materialdurchsatz sowie die Sortiergenauigkeit. Daraus resultiert ein homogeneres Ausgangsprodukt für die Rezyklatherstellung. Für Recyclingprozessschritte, wie bspw. Waschprozesse, sind digitalisierte Lösungen noch in der Erforschung, um insbesondere eine Rückverfolgung einzelner Stoffströme transparenter darzustellen.* VDI Nachrichten (2024): Technologies to Watch. Jahrgang 77 (2023), Heft 26, Seite 22.

Der Einsatz digitaler Lösungen für sektor- und materialspezifische Herausforderungen wird für die Steigerung der Kreislaufverfügbarkeit von Kunststoffen eine wesentliche Rolle spielen und kann u. a. folgende Potenziale heben:* Interview Christian Schiller, Cirplus

  • optimierte Sortier-, Aufbereitungs- und Recyclingtechnologien von Kunststoffabfallströmen,
  • intelligente Vorhersage von Preis, Qualität und Menge,
  • automatisches Erkennen und Lösen von Lieferkettenrisiken,
  • effiziente zirkuläre Beschaffung, insbesondere mithilfe von Large Language Models (LLM). 

Standardisierung für eine effiziente Kunststoffkreislaufwirtschaft

Eine gemeinsame, wertschöpfungsstufenübergreifende „Sprache“ ist eine Grundvoraussetzung für eine kreislauffähige Kunststoffwirtschaft – auf Prozess-, Rezyklat- sowie auf Produktebene. 

Der Einsatz von Rezyklaten in Produkten setzt voraus, dass die unterschiedlichen Produktstandards von der Baubranche über die Landwirtschaftsbranche bis hin zur Automobilbranche eingehalten werden und die Sicherheit, der Gesundheitsschutz, der Umweltschutz und die Funktion des Produktes durch den Rezyklateinsatz bestehen bleiben. Werden Rezyklate in Produkten eingesetzt, können diese laut der DIN EN ISO 14024 anhand eines Kriterienkatalogs zertifiziert werden, um Rezyklatanteile entsprechend auszuweisen. Bekannte Typ-I-Umweltzeichen sind bspw. der Blaue Engel, das europäische Umweltzeichen oder das RAL-Gütezeichen für rezyklierte Kunststoffe aus dem Gelben Sack. 

Auf Ebene der Kunststoffrezyklate sind erste Konsortial- und Rahmenstandards für den digitalen Austausch kreislaufrelevanter Daten und Informationen von Kunststoffrezyklaten auf nationaler Ebene umgesetzt worden. Dazu gehört die harmonisierte Ausgestaltung von Schnittstellen, Datenformaten, Datenqualitäten und Zugriffsregelungen. Hierzu zählen z. B.: 

  • DIN EN 17410 „Kunststoffe - Geregelter Recyclingkreislauf von Fenster- und Türprofilen aus PVC-U“ (11/2021),
  • DIN SPEC 91446 „Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten durch Datenqualitätslevel für die Verwendung und den (internetbasierten) Handel“ (12/2021),
  • DIN SPEC 91481 „Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten auf Polyamid-Basis durch Datenqualitätslevel für die Verwendung und den (internetbasierten) Handel“ (02/2024),
  • VDA 284 „Datenqualität unterschiedlicher Kunststoffqualitäten mit Rezyklatanteil für die Automobilindustrie“ (02/2023).

Die Normen zur Klassifizierung von Kunststoffrezyklaten wurden in die europäische Norm DIN EN 18065 (2024/03) übertragen – eine wesentliche Voraussetzung, um eine europäische und folgend internationale Interoperabilität zu sichern. Diese soll beispielsweise auch durch den Gemeinschaftsausschuss „Digitaler Produktpass“ des DIN und DKE gefördert werden. Ziel ist es, zersplitterten und interoperablen Einzellösungen auf nationaler und internationaler Ebene entgegenzuwirken* DIN e.V. und DKE e.V. (2023): Normen für den Digitalen Produktpass – DIN und DKE gründen Gemeinschaftsausschuss (online). Din e.V. Presse, (abgerufen am 19.08.2024). .

Auf Prozessebene wird eine Interoperabilität zwischen industriellen Automatisierungsgeräten und -systemen durch OPC UA-Standards umgesetzt – eine Grundvoraussetzung, um Datenübertragungen zwischen Maschinen zu ermöglichen und einen Upload harmonisierter Daten in die Cloud zu gewährleisten. 

Weitere Standardisierungsbedarfe für Schlüsselthemen der Kreislaufwirtschaft wurden in der Normungsroadmap Circular Economy von DIN, DKE und VDI gemeinsam mit Stakeholdern und Stakeholderinnen erarbeitet, die aktuell sukzessive umgesetzt werden.

Beispiele aus der Praxis, Forschung und Entwicklung

Es gibt derzeit viele Forschungsvorhaben, Technologieentwicklungen und innovative Ansätze sowohl in der unternehmerischen Praxis als auch in der Forschung, um den Kreislauf für Kunststoffe zu stärken und zu stabilisieren. So werden bspw. aktuell in der Fördermaßnahme „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft –Kunststoffrecyclingtechnologien (KuRT)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Projekte zur Entwicklung innovativer Ansätze und Technologien für ein hochwertiges und ressourceneffizientes Kunststoffrecycling gefördert. Im Folgenden sollen einige aktuelle Forschungsvorhaben und Best-Practice-Beispiele vorgestellt werden, die einen kurzen Einblick in die derzeitigen Entwicklungen der Kunststoffwertschöpfungskette geben. Diese sind jedoch nur als beispielgebend zu verstehen, da eine gesamte Darstellung aktuell laufender Vorhaben aufgrund der Vielfältigkeit an dieser Stelle nicht abbildbar ist.

  • Sortierung
    • Fluoreszenz-basierte Marker zur Sortierung von Kunststoffen

      Das sogenannte Tracer-Based-Sorting (TBS) ermöglicht es, Kunststoffverpackungen unabhängig von Form, Farbe und Verschmutzung zu trennen und gezielt für den ursprünglichen Verwendungszweck zu verwerten. Alte Lebensmittelverpackungen können dann beispielsweise wieder zu einer Lebensmittelverpackung verarbeitet werden. Zudem ist es möglich, mehr Kunststoffarten sowie verschiedene Typen einer Kunststoffart zu identifizieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Erkennung von nahezu 100 Prozent erreichbar ist. In Kooperation mit einem Unternehmen der optischen Industrie wurde aufbauend auf den Fluoreszenzmarkern eine Sortiertechnologie entwickelt, die mehrere Detektionstechnologien kombiniert. Eine Messung durch die Anlage ist möglich durch eine Tracer-Detektion, NIR-(Nahinfrarot-)Messung, Farbmessung und Bilderkennung sowie gegebenenfalls die Detektion einer Wassermarke. Die Anlage steht als Technikum für Versuche interessierter Akteure und Akteurinnen der Kreislaufwirtschaft in Freiburg zur Verfügung.

       

      Quelle:

       

      EU-Recycling Magazin (2022): Polysecure und Zeiss entwickeln neue Sortiertechnologie (online). In: EU-Recycling Magazin der MSV Mediaservice & Verlag GmbH, [abgerufen am: 18.09.2024], verfügbar unter: eu-recycling.com/Archive/34178

    • Wasserzeichen-Technologie zur Sortierung von Kunststoffen

      Das Projekt HolyGrail 1.0 lief von 2016 bis 2019 und untersuchte, u. a. das Potenzial digitaler Wasserzeichen als Sortierungstechnologie. Dabei wird das Etikett oder die Oberfläche von Verpackungen mit einem nicht wahrnehmbaren optischen Code von mindestens ca. einem Quadratzentimeter mehrfach bedruckt bzw. geprägt. Farbkameras erkennen bzw. scannen den Code und können aufgrund der hinterlegten Eigenschaften eine spezifischere Sortierung im Vergleich zur klassischen Trennung vornehmen. Die digitale Markierung kann über die gesamte Fläche der Verpackung wiederholt aufgedruckt werden. So sind eine Lageunabhängigkeit sowie eine Verschmutzungs- und Beschädigungstoleranz gegeben. Durch die Zerkleinerung der Verpackungen wird das digitale Wasserzeichen gelöscht und ist für eine anschließende Sortierung der Flakes, die zumeist kleiner sind als ein Quadratzentimeter, nicht mehr nutzbar. Das Projektvorhaben HolyGrail 2.0 greift die Erkenntnisse des Vorgängerprojekts auf und zielt auf eine Hochskalierung der Technologie auf Industrielevel ab. Über aktuell laufende industrielle Versuche konnte eine Trennung von flexiblen, hygienegerechten LDPE-Folien und lebensmittelechten PP-Folien durch die Wasserzeichentechnologie in Kombination mit der (NIR-)Sensortechnik erfolgreich validiert werden. Die Versuche sollen auf starre Verpackungen ausgeweitet werden, sodass bei ebenfalls erfolgreicher Validierung ein TRL 9 erreicht werden könnte.

       

      Quelle:

       

      EUWID (2024): Initiative digitale Wasserzeichen: Erfolgreiche Sortierversuche bei Hündgen Entsorgung (online). EUWID Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/initiative-digitale-wasserzeichen-erfolgreiche-sortierversuche-bei-huendgen-entsorgung-300824/

    • Verbesserte Nachsortierung von Kunststoffabfällen

      Über eine Bilddatenverarbeitung und angelernte Modelle können Kunststoffabfälle effizienter sortiert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Sortieranlage der Unternehmen Steinert, Sutco und RE Plano, einer Tochtergesellschaft der Remondis-Gruppe in Bochum. Ziel ist es, einen geschlossenen Kreislauf für schwierig zu sortierende Kunststofffraktionen mit Hilfe von KI-Technologien zu schaffen. Ein farb- und sortenreines Rezyklat resultiert aus einer Sortierung anhand einer mehrstufigen Fotosensorik. Beispielsweise lassen sich Monolayer-Verpackungen von Multilayer-Verpackungen unterscheiden und Silikonkartuschen zuverlässig aus dem Stoffstrom separieren. Die Sortiereffizienz von Post-Consumer-Kunststoffabfällen kann so gesteigert werden.

       

      Quelle:

       

      EUWID (2023): Remondis eröffnet neue Nachsortieranlage in Bochum (online). In: EUWID-Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024), verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/remondis-eroeffnet-neue-nachsortieranlage-in-bochum-150623/

    • Sortierung von Polypropylen in Lebensmittelqualität mithilfe von KI

      Ein Projekt der Unternehmenskooperation von Recycleye, Valorplast und TotalEnergies setzt maschinelles Lernen zur Identifikation und Trennung von Polypropylen (PP) in Lebensmittelqualität aus Haushaltsabfällen ein. Dazu wurde ein KI-Modell über 18 Monate hinweg in einer Demonstrationsanlage entwickelt und trainiert. Im Ergebnis konnte eine erfolgreiche Erkennungsrate von 50 Prozent des lebensmitteltauglichen PP mit einem Reinheitsgrad von über 95 Prozent erreicht werden. Das sortierte Material wurde folgend in einem halbindustriellen Pilotprojekt auf Basis handelsüblicher mechanischer Recyclingtechnologien behandelt. Über die Expertise von TotalEnergies wurde ein geruchloses und sauberes rPP produziert, das sich für hochwertige Verpackungsanwendungen eignet. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten für den Kreislauf von PP-Verpackungen.

       

       

      Quelle:

       

      bvse (2023): KI-gestütztes Projekt zur Kunststoffsortierung von lebensmittelechtem PP (online). Bvse e.V., [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.bvse.de/gut-informiert-kunststoffrecycling/nachrichten-recycling/10292-ki-gestuetztes-projekt-zur-kunststoffsortierung-von-lebensmittelechtem-pp.html

    • Intelligenter Sicherheitscheck: Batterien im LVP-Strom aussortieren

      Das Start-up WeSort.AI – eine Ausgründung aus dem KI-Lehrstuhl der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) – hat eine KI-gestützte Sortiereinheit zur Ausschleusung von Lithium-Ionen-Batterien u. a. aus dem LVP-Abfallstrom entwickelt, von denen akute Brandgefahren in Abfallbehandlungsanlagen ausgehen. Das System kann direkt nach dem Gebinde-Öffner installiert werden und erkennt über Röntgentransmission Lithium-Ionen-Akkus in Abfallschichten bis zu 50 cm. Diese werden über Luftdruckdüsen in feuerfeste Container ausgeblasen und händisch nachsortiert.

       

      Die derzeitige Erkennungsquote liegt nach Unternehmensangaben bei 80 Prozent. Unter anderem über die Vergrößerung der Datensätze kann der entwickelte Deep-Learning-Algorithmus in Zukunft laut Angaben eine Sortiergenauigkeit von 95 Prozent erreichen. Es wurden bereits Prototypen in Sortieranlagen für LVP in Betrieb genommen. Aktuell erfolgt die Optimierung des Seriensystems.

       

       

      Quelle:

       

      EUWID (2023): „BatterySort“ entfernt Akkus mittels KI aus Sortieranlagen (online). In: EUWID Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 19.08.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/forschung-praxis/batterysort-entfernt-akkus-mittels-ki-aus-sortieranlagen-100823/

  • Mechanisches Recycling
    • Verbessertes HDPE-Recycling: chemisch gesteuerte Modifikation

      Ein neues Recyclingverfahren ermöglicht die Herstellung von High-Density-Polyethylen-(HDPE-)Flaschen aus der Polyethylen-Sortierfraktion aus dem Gelben Sack. Das Verfahren wurde Mitte des Jahres 2023 vom Europäischen Patentamt anerkannt. Über eine chemisch gesteuerte Modifikation bzw. eine spezielle Kombination von Additiven erhalte das HDPE-Material eine vergleichbare Fließfähigkeit wie Primärmaterial, ohne dass neue PE-Kunststoffe oder höherwertige PE-Abfälle zugesetzt und eine Nachsortierung der PE-Abfälle aus dem Gelben Sack durchgeführt werden müssen. So können aus dem gewonnenen Rezyklat – aus dem Post-Consumer-Abfallstrom stammend – Blasformprodukte wie Flaschen hergestellt werden.

       

      Quelle:

       

      EUWID (2023): Interzero patentiert neues Recyclingverfahren für HDPE aus dem gelben Sack (online). In: EUWID Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/interzero-paptentiert-neues-recyclingverfahren-fuer-hdpe-aus-dem-gelben-sack/

    • Digitalisierung der Produktion von Rezyklaten aus Polyamidabfällen (Di-RePro)

      Die Enneatech AG optimiert kontinuierlich die Materialrezepturen und Produktionsprozesse, um die Ökobilanz ihrer Rezyklate zu verbessern. Hierbei spielt die Digitalisierung der Produktion eine wesentliche Rolle, die enorme Potenziale zur Ressourceneinsparung und folglich zur Reduzierung des CO2-Abdrucks der hergestellten Rezyklate bietet.

      Das Ziel des geplanten Vorhabens ist die Konzeption eines digitalen Abbilds des gesamten Produktionsprozesses von Enneatech. Auf dieser Basis sollen später einzelne Teilprozesse datenbasiert optimiert werden. Im Rahmen des Vorhabens soll ein heute nicht automatisierter und digitalisierter Teilprozess, der Betrieb der Rohstoffmühlen, prototypisch automatisiert werden. Dieser Teilprozess ist für hohe Ressourcenineffizienzen verantwortlich. Außerdem soll ein Expertensystem implementiert werden, das automatisch Rezepturvorgaben für Rezyklate erstellt.

       

       

      Quelle:

       

      DigiRess (2024): Digitalisierung der Produktion von Rezyklaten aus Polyamidabfällen (DiRePro) (online). Projekt im Förderprogramm Digitale Anwendungen zur Steigerung der Ressourceneffizienz in zirkulären Produktionsprozessen des BMUV, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.digiress.de/projekte/DiRePro.php

    • Recyceltes Polyamid für die Textilproduktion

      Die Unternehmen BASF und Inditex haben gemeinsam ein Verfahren zur Herstellung von Polyamid-6-Rezyklat (PA 6) entwickelt, das vollständig aus Textilabfällen stammt. Die Technologie toleriert dabei jegliche Gewebemischungen und ermöglicht so ein Textil-zu-Textil-Recycling über mehrere Zyklen hinweg. Entsprechend sind die Materialeigenschaften des PA6-Rezyklats vergleichbar mit denen von Primär-PA-6.

      Aus dem PA-6-Rezyklat mit dem Namen loopamid® wurde durch die Modefirma Zara bereits eine Jacke hergestellt, deren Teile von den Stoffen über die Knöpfe bis hin zum Reißverschluss vollständig aus loopamid® gefertigt wurden. Die entwickelte Technologie wird aktuell hochskaliert, um kommerzielle Mengen liefern zu können.

       

       

      Quelle:

       

      Circular Technology (2024): Polyamid komplett basierend auf Textilabfällen (online). In: Circular Technology der agas Agentur und Verlag, [ab-gerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: circular-technology.com/polyamid-komplett-basierend-auf-textilabfael-len/

    • Optimierung der Prozesseffizienz des werkstofflichen Kunststoffrecyclings mithilfe der Sensortechnik

      Das BMBF-geförderte Projekt ReVise-Up startete im September 2023 und zielt auf die „Verbesserung der Prozesseffizienz des werkstofflichen Recyclings von Post-Consumer Kunststoff-Verpackungsabfällen durch intelligentes Stoffstrommanagement“ ab. Durch Sensorik soll insbesondere die Stoffstromanalyse optimiert und auf diese Weise die Sortierung von Kunststoffabfällen verbessert werden. Qualitätsschwankungen können so verringert werden. Innerhalb der vierjährigen Projektlaufzeit sollen durch sensorbasierte Stoffstromcharakterisierungsmethoden die Transparenz und Effizienz des werkstofflichen Kunststoffrecyclings erhöht werden. Gleichzeitig sollen die erfassten Daten dazu genutzt werden, um Sortier-, Aufbereitungs- und Kunststoffverarbeitungsprozesse auf schwankende Stoffstromeigenschaften einzustellen. Die erzeugte Datenlage soll folgend dazu beitragen, eine ganzheitliche ökologische und ökonomische Bewertung der Wertschöpfungskette durchzuführen.

       

       

      Quelle:

       

      SKZ (2023): „ReVise-UP“ zur Optimierung der Prozesseffizienz des werkstofflichen Kunststoffrecyclings mittels Sensortechnik gestartet (online). Kunststoff-Zentrum SKZ, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.skz.de/presse/revise-up-zur-optimierung-der-prozesseffizienz-des-werkstofflichen-kunststoffrecyclings-mittels-sensortechnik-gestartet

    • Aufbau von Wertschöpfungsketten für technische Biokunststoffe in Mitteldeutschland

      Das RUBIO-Bündnis – ein regionaler Zusammenschluss aus 18 Partnern aus der traditionellen Chemieregion Mitteldeutschlands – hat sich zum Ziel gesetzt, eine umfassende Nachfrage der regionalen und langfristig auch der überregionalen Kunststoffindustrie nach technischen Biokunststoffen zu bedienen. Eine Nahrungsmittelkonkurrenz wird vermieden, da bio-basiertes und biologisch abbaubares Polybutylensuccinat (PBS) aus cellulose- und lignocellulosehaltigen Reststoffen der Region für eine Vielzahl an unterschiedlichen Produkten entwickelt und eingesetzt werden soll. Polybutylensuccinat (PBS) ist ein Biokunststoff, der vergleichbare Verarbeitungseigenschaften und eine Recyclingfähigkeit wie erdölbasierte Kunststoffe besitzt. Die Verbundpartner decken die gesamte Wertschöpfungskette von der Herstellung bis zum Recycling ab, um sicherzustellen, dass ein ganzheitlicher Wertstoffkreislauf resultiert.

       

      Quellen:

       

      BMBF (2024): RUBIO – Biokunststoffe auf Basis von cellulose- und lig-nocellulosehaltigen Rest- bzw. Wertstoffen – Merseburg (online). BMBF, [abgerufen am 30.09.2024], verfügbar unter: www.innovation-strukturwan-del.de/strukturwandel/shareddocs/entries/de/InnovationUndStrukturwandel/RUBIN/rubin-1-foerderrunde-umsetzungsphase/rubio_1007.html

  • Chemisches Recycling
    • Aufbau eines neuen Forschungszentrums zum chemischen Recycling

      Die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich (FZJ) bauen mit Unterstützung der Werner Siemens-Stiftung ein Forschungszentrum auf, das die Entwicklung einer kreislauforientierten chemischen Industrie fokussiert. In einem Förderzeitraum von zehn Jahren und mit einem Gesamtfördervolumen von 100 Millionen Schweizer Franken sollen künftig katalysegetriebene Recyclingverfahren mit einem initialen Fokus auf die Kunststoffbranche entwickelt werden. Hierzu soll an neuen Katalysatoren bzw. an einer Kombination aus chemischer, elektrochemischer und mikrobieller Katalyse gearbeitet werden, die Kunststoffprodukte gezielt und ganzheitlich in wiederverwertbare, maßgeschneiderte molekulare Bausteine zerlegt. Diese sollen dann je nach Bedarf in andere Stoffkreisläufe eingebracht werden und somit die Basis für mehrdimensionale Wertschöpfungskreisläufe legen.

       

      Quellen:

       

      Plastiker (2024): RWTH Aachen: Werner Siemens-Stiftung fördert Jahrhundertprojekt zum chemischen Recycling (online). Plastiker der New Media Publisher GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: plasticker.de/Kunststoff_News_44270_RWTH_Aachen_Werner_Siemens_Stiftung_frdert_Jahrhundertprojekt_zum_chemischen_Recycling

    • Revol-PET®-Technologie – Chemisches Recycling von PET in Mischkunststoffen

      Die RITTEC 8.0 Umwelttechnik GmbH hat eine Technologie entwickelt, durch die aus Mischkunststoffen der enthaltene PET-Anteil in dessen Monomere zerlegt werden kann. Die PET-Monomere können der Produktion in Neuwarenqualität wieder zugeführt werden. Die Technologie entstand u. a. in enger Kooperation mit dem Institut für Chemische und Thermische Verfahrenstechnik der Universität Braunschweig. Im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsphase konnte nachgewiesen werden, dass im Vergleich zu einer PET-Neuproduktion aus Rohöl mehr als 45 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Die patentierte revolPET®-Technologie zeichnet sich durch eine kontinuierliche Depolymerisation des Polyesterpolymers in die Grundbausteine Terephthalsäure (TA) und Mo-noethylenglykol (MEG) aus. Dies erfolgt durch eine Feststoff-Feststoff-Reaktion in einem Standardextruder, wobei die freiwerdende Reaktionsenergie direkt für die Beschleunigung der nachfolgenden Reaktionen genutzt wird. So können Prozesszeiten von unter einer Minute erreicht werden, in der 95 Prozent der PET-Polymere zerlegt werden. Die Reststoffe reagieren nicht während des Verfahrens und können nach dem Herauslösen des PET einer weiteren Verwertung zugeführt werden. Das Verfahren ist bereits bei mittelgroßen Kapazitäten wirtschaftlich einsetzbar und kann so an dezentral verfügbare Sekundärrohstoffströme angebunden werden.

       

      Quelle:

       

      RITTEC Umwelttechnik 8.0 GmbH / matterr (2022): revolPET® Ein Kreislauf für Kunststoff [online]. RITTEC Umwelttechnik GmbH / matter, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.rittec.eu/loesungen/revolpet.html

    • Chemisches Recycling von Polyurethan-Schaummatratzen

      Evonik entwickelte ein chemisches Recyclingverfahren (Hydrolyse), das eine vollständige Rückgewinnung des Polyol aus Polyurethan-Schaummatratzen ermöglicht. Die resultierenden Rezyklate sind in Qualität und Leistung der Neuware ähnlich und wurden bereits in Produkten eines Weichschaummatratzen-Herstellers erprobt. In Kooperation mit Remondis, über die die sortierten Matratzen an Evonik geliefert werden, soll die Pilot-anlage in eine Demonstrationsanlage überführt werden.

       

      Quelle:

       

      Evonik Industries AG (2021): Evonik entwickelt gemeinsam mit The Vita Group ein effizientes Verfahren zum Recycling von Matratzen [online]. Pressemitteilung der Evonik Industries AG vom 11.11.2021, [abgerufen am: 18.09.2024], verfügbar unter: corporate.evonik.com/de/presse/pressemitteilungen/speciality-additives/evonik-entwickelt-gemeinsam-mit-the-vita-group-ein-effizientes-verfahren-zum-recycling-von-matratzen-165404.html

       

      Chemietechnik (2023): Evonik kooperiert mit Remondis beim Polyurethanrecycling (online). In: Chemietechnik der Hüthig Medien GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.chemietechnik.de/anlagenbau/evonik-kooperiert-mit-remondis-beim-polyurethanrecycling-23-37-65.html

       

    • Chemisches Recycling von Polysterol

      Durch das erforschte Recyclingverfahren konnten die Hauptbestandteile von Styropor mithilfe von weißem Licht und Luft sowie des einfachen Moleküls Eisenchlorid in ihre Einzelteile zerlegt werden. Als Ergebnis entstehen vorwiegend Benzolringe, welche im Anschluss für neue Produkte verwendet werden können. Das Verfahren wird aktuell hinsichtlich einer Hochskalierung auf Industriemaßstab geprüft.

       

      Quelle:

       

      Oh, S. und Stache, E. E. (2022): Chemical Upcycling of Commercial Polystyrene via Catalyst-Controlled Photooxidation. In: Journal of the American Chemical Society, 144 (13), S. 5745 – 5749. [abgerufen am: 18.09.2024]. doi:10.1021/jacs.2c01411

  • Digitalisierung der Wertschöpfungskette
    • Digitale Plattformen für den Kunststoffrezyklathandel

      Eine weitere wesentliche Entwicklung zur Ausgestaltung von Schnittstellen in der Kunststoffwertschöpfungskette sind digitale Plattformen. Beispielhaft seien hier cirplus, plastship oder Coppa genannt. Diese bieten Services an, die den wertschöpfungsstufenübergreifenden Austausch von Unternehmen – von der Entsorgung, Sortierung, Rezyklatherstellung, Kunststoffverarbeitung bis zur Herstellung/Inverkehrbringung – fördern und einen stabilen Abnehmermarkt für Kunststoffrezyklate schaffen. Über digitale Plattformen wird so der Herausforderung einer Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage begegnet, da neue Abnehmermärkte mit neuen Rezyklatanforderungsprofilen sichtbar werden. Bislang boten Recyclingunternehmen Kunststoffrezyklate mit Materialqualitäten entsprechend den bekannten Abnehmermärkten an. Hier schaffen digitale Plattformen einen breiteren Informationstransfer, eröffnen neue Entwicklungs- und Vernetzungsmöglichkeiten und erzeugen eine höhere Liquidität des Marktes.

       

      Quelle:

       

      Orth, P.; Bruder, J. und Rink, M.: Digitalisierung in der Kunststoffkreis-laufwirtschaft. In: Kunststoffe im Kreislauf. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN: 978-3-658-37813-4, Seite 163 – 174.

    • R-Cycle: Rückverfolgungsstandard für Kunststoffverpackungen

      Das branchenübergreifende Konsortium R-Cycle arbeitet an einem offenen und weltweit anwendbaren Rückverfolgungsstandard, um recycelbare Verpackungen entlang der Wertschöpfungskette lückenlos zu dokumentieren. Die Informationen auf der Verpackung sind über eine Markierung, wie z. B. einen QR-Code oder eine digitale Wassermarke, auslesbar. Sie basieren auf den GS1-Standards und werden auf einer gemeinsamen Datenplattform gespeichert. Die Machbarkeit des digitalen Produktpasses in Form von Markierungen wurde in verschiedenen Pilotprojekten von Mitgliedern des Konsortiums erfolgreich in der Praxis getestet. Ein Pilotprojekt hat ein Datenerfassungssystem entwickelt, das als Schnittstelle zwischen einer Extrusionsblasformproduktion und der Plattform dient. Es überträgt Produktionsdaten in Echtzeit. Die Produktionsdaten können am Ende des Lebenszyklus durch Abfallsortiersysteme mit Standard-Erkennungstechnologien sortenrein ausgelesen und sortiert werden.

       

      Quelle:

       

      R-Cycle (2024): Digitale Produktpässe für smarte Digital-Watermark-Blasform-Verpackungen (online). R-Cycle, ProData GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.r-cycle.org/smarte-digital-watermark-blasform-verpackungen.html

    • Digitaler Zwilling bildet physische Lieferkette zur Rückverfolgbarkeit von Kunststoffen ab

      Eine Unternehmenskooperation zwischen Porsche, Borealis, Covestro und Domo Chemicals führt einen digitalen Zwilling, der die physische Lieferkette abbildet, in der Automobilindustrie ein. Ziel ist es, den Einsatz nachhaltiger Werkstoffe zu dokumentieren und den entsprechenden CO2-Fußabdruck bestimmen zu können, um Transparenz in der Wertschöpfungskette zu erreichen. Über den Einsatz der Blockchain-Technologie wird ein selektiver Zugang zu Informationen aus diesem digitalen Zwilling für Akteure und Akteurinnen der Wertschöpfungskette ermöglicht, um Materialherkunft, Umweltbilanz, Rezyklatanteile und weitere Informationen chargenweise vorzuhalten. Zudem können alle Beteiligten der Lieferkette den digitalen Zwilling über QR-Codes aktualisieren. Das Modell ermöglicht folglich eine einfache Erstellung von CO2-Bilanzen (Product Carbon Footprint (PCF)) und vereinfachten Massenbilanzen.

       

      Quelle:

       

      automotiveIT (2020): Porsche forciert die Rückverfolgung von Werkstoffen (online). In: automotiveIT der Media-Manufaktur GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.automotiveit.eu/technology/porsche-forciert-die-rueckverfolgung-von-werkstoffen-104.html

    • KI-Hub Kunststoffverpackungen – nachhaltige Kreislaufwirtschaft durch künstliche Intelligenz

      Die Fördermaßnahme des BMBF „KI-Anwendungshub Kunststoffverpackungen“ startete im Jahr 2022 und zielt darauf ab, die Wertschöpfungskette der Kunststoffverpackungen durch Methoden der KI nachhaltig zu gestalten und zu schließen. Dazu wurden zwei Innovationslabore eingerichtet. Das Innovationslabor KIOptiPack beabsichtigt die ganzheitliche KI-basierte Optimierung von Kunststoffverpackungen mit Rezyklatanteil. Praxisreife KI-gestützte Werkzeuge für das Produktdesign sowie eine qualitätsgerechte Produktion von Kunststoffverpackungen mit hohem Rezyklatanteil sollen in einem KI-Anwendungs- und Datenraum bereitgestellt, validiert und in die Praxis transferiert werden. Das Innovationslabor K3I-Cycling zielt darauf ab, offene und standardisierbare KI-Schnittstellen mithilfe eines Artificial Neural Twins zu entwickeln, um das werkstoffliche Recycling von Post-Consumer-Kunststoffabfällen zu optimieren. Über eine zentrale Netzwerkplattform sollen die Ergebnisse und Erkenntnisse der Themenschwerpunkte beider Innovationslabore letztlich miteinander verknüpft werden. Das Forschungsvorhaben hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2025.

       

      Quelle:

       

      Projektvorhaben KI-Hub-Kunststoffverpackungen (2024): Über das KI-Hub – Hintergrund und Ziele (online). Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: ki-hub-kunststoffverpackungen.de/ueber-das-ki-hub/hintergrund-und-ziele

    • Cyclops-Tool – Circluar Optimization for Plastics

      Das Cyclops-Tool ist das Ergebnis eines im Jahr 2021 gestarteten und vom BMBF geförderten Forschungsprojektes des Kunststoff-Zentrums SKZ, Green Delta, Cirplus und des Wuppertal Instituts. Das Ziel des Open-Source-Tools besteht darin, die wirtschaftlich sinnvollste und umweltfreundlichste Variante an potenziellen Sekundärkunststoffen für eine angestrebte Anwendung zu finden. Über das Online-Tool sollen Anbietende und Anfragende von Kunststoffrezyklaten zudem in der Lage sein, die potenziellen Sekundärkunststoffe mit der entsprechenden Neuware zu vergleichen und den Einsatz von recycelten Kunststoffen so mit konkreten Argumenten zu untermauern. Über die Sammlung und Auswertung von Materialarten und -daten wurden im Projektverlauf Kriterien und Definitionen festgelegt sowie Tests und Datenabgleiche ausgeführt, die in das frei verfügbare Tool mündeten, welches perspektivisch integriert in digitalen Plattformen oder als eigenständige Anwendung den Einsatz von Kunststoffrezyklaten fördern soll.

       

      Quelle:

       

      EUWID (2023): KI im Kunststoffrecycling: „Cyclops“-Tool online zur freien Verfügung (online). In: EUWID Recycling und Entsor-gung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/ki-im-kunststoffrecycling-cyclops-tool-online-zur-freien-verfuegung/ und cyclops.greendelta.com

  • Fluoreszenz-basierte Marker zur Sortierung von Kunststoffen

    Das sogenannte Tracer-Based-Sorting (TBS) ermöglicht es, Kunststoffverpackungen unabhängig von Form, Farbe und Verschmutzung zu trennen und gezielt für den ursprünglichen Verwendungszweck zu verwerten. Alte Lebensmittelverpackungen können dann beispielsweise wieder zu einer Lebensmittelverpackung verarbeitet werden. Zudem ist es möglich, mehr Kunststoffarten sowie verschiedene Typen einer Kunststoffart zu identifizieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Erkennung von nahezu 100 Prozent erreichbar ist. In Kooperation mit einem Unternehmen der optischen Industrie wurde aufbauend auf den Fluoreszenzmarkern eine Sortiertechnologie entwickelt, die mehrere Detektionstechnologien kombiniert. Eine Messung durch die Anlage ist möglich durch eine Tracer-Detektion, NIR-(Nahinfrarot-)Messung, Farbmessung und Bilderkennung sowie gegebenenfalls die Detektion einer Wassermarke. Die Anlage steht als Technikum für Versuche interessierter Akteure und Akteurinnen der Kreislaufwirtschaft in Freiburg zur Verfügung.

     

    Quelle:

     

    EU-Recycling Magazin (2022): Polysecure und Zeiss entwickeln neue Sortiertechnologie (online). In: EU-Recycling Magazin der MSV Mediaservice & Verlag GmbH, [abgerufen am: 18.09.2024], verfügbar unter: eu-recycling.com/Archive/34178

  • Wasserzeichen-Technologie zur Sortierung von Kunststoffen

    Das Projekt HolyGrail 1.0 lief von 2016 bis 2019 und untersuchte, u. a. das Potenzial digitaler Wasserzeichen als Sortierungstechnologie. Dabei wird das Etikett oder die Oberfläche von Verpackungen mit einem nicht wahrnehmbaren optischen Code von mindestens ca. einem Quadratzentimeter mehrfach bedruckt bzw. geprägt. Farbkameras erkennen bzw. scannen den Code und können aufgrund der hinterlegten Eigenschaften eine spezifischere Sortierung im Vergleich zur klassischen Trennung vornehmen. Die digitale Markierung kann über die gesamte Fläche der Verpackung wiederholt aufgedruckt werden. So sind eine Lageunabhängigkeit sowie eine Verschmutzungs- und Beschädigungstoleranz gegeben. Durch die Zerkleinerung der Verpackungen wird das digitale Wasserzeichen gelöscht und ist für eine anschließende Sortierung der Flakes, die zumeist kleiner sind als ein Quadratzentimeter, nicht mehr nutzbar. Das Projektvorhaben HolyGrail 2.0 greift die Erkenntnisse des Vorgängerprojekts auf und zielt auf eine Hochskalierung der Technologie auf Industrielevel ab. Über aktuell laufende industrielle Versuche konnte eine Trennung von flexiblen, hygienegerechten LDPE-Folien und lebensmittelechten PP-Folien durch die Wasserzeichentechnologie in Kombination mit der (NIR-)Sensortechnik erfolgreich validiert werden. Die Versuche sollen auf starre Verpackungen ausgeweitet werden, sodass bei ebenfalls erfolgreicher Validierung ein TRL 9 erreicht werden könnte.

     

    Quelle:

     

    EUWID (2024): Initiative digitale Wasserzeichen: Erfolgreiche Sortierversuche bei Hündgen Entsorgung (online). EUWID Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/initiative-digitale-wasserzeichen-erfolgreiche-sortierversuche-bei-huendgen-entsorgung-300824/

  • Verbesserte Nachsortierung von Kunststoffabfällen

    Über eine Bilddatenverarbeitung und angelernte Modelle können Kunststoffabfälle effizienter sortiert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Sortieranlage der Unternehmen Steinert, Sutco und RE Plano, einer Tochtergesellschaft der Remondis-Gruppe in Bochum. Ziel ist es, einen geschlossenen Kreislauf für schwierig zu sortierende Kunststofffraktionen mit Hilfe von KI-Technologien zu schaffen. Ein farb- und sortenreines Rezyklat resultiert aus einer Sortierung anhand einer mehrstufigen Fotosensorik. Beispielsweise lassen sich Monolayer-Verpackungen von Multilayer-Verpackungen unterscheiden und Silikonkartuschen zuverlässig aus dem Stoffstrom separieren. Die Sortiereffizienz von Post-Consumer-Kunststoffabfällen kann so gesteigert werden.

     

    Quelle:

     

    EUWID (2023): Remondis eröffnet neue Nachsortieranlage in Bochum (online). In: EUWID-Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024), verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/remondis-eroeffnet-neue-nachsortieranlage-in-bochum-150623/

  • Sortierung von Polypropylen in Lebensmittelqualität mithilfe von KI

    Ein Projekt der Unternehmenskooperation von Recycleye, Valorplast und TotalEnergies setzt maschinelles Lernen zur Identifikation und Trennung von Polypropylen (PP) in Lebensmittelqualität aus Haushaltsabfällen ein. Dazu wurde ein KI-Modell über 18 Monate hinweg in einer Demonstrationsanlage entwickelt und trainiert. Im Ergebnis konnte eine erfolgreiche Erkennungsrate von 50 Prozent des lebensmitteltauglichen PP mit einem Reinheitsgrad von über 95 Prozent erreicht werden. Das sortierte Material wurde folgend in einem halbindustriellen Pilotprojekt auf Basis handelsüblicher mechanischer Recyclingtechnologien behandelt. Über die Expertise von TotalEnergies wurde ein geruchloses und sauberes rPP produziert, das sich für hochwertige Verpackungsanwendungen eignet. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten für den Kreislauf von PP-Verpackungen.

     

     

    Quelle:

     

    bvse (2023): KI-gestütztes Projekt zur Kunststoffsortierung von lebensmittelechtem PP (online). Bvse e.V., [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.bvse.de/gut-informiert-kunststoffrecycling/nachrichten-recycling/10292-ki-gestuetztes-projekt-zur-kunststoffsortierung-von-lebensmittelechtem-pp.html

  • Intelligenter Sicherheitscheck: Batterien im LVP-Strom aussortieren

    Das Start-up WeSort.AI – eine Ausgründung aus dem KI-Lehrstuhl der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) – hat eine KI-gestützte Sortiereinheit zur Ausschleusung von Lithium-Ionen-Batterien u. a. aus dem LVP-Abfallstrom entwickelt, von denen akute Brandgefahren in Abfallbehandlungsanlagen ausgehen. Das System kann direkt nach dem Gebinde-Öffner installiert werden und erkennt über Röntgentransmission Lithium-Ionen-Akkus in Abfallschichten bis zu 50 cm. Diese werden über Luftdruckdüsen in feuerfeste Container ausgeblasen und händisch nachsortiert.

     

    Die derzeitige Erkennungsquote liegt nach Unternehmensangaben bei 80 Prozent. Unter anderem über die Vergrößerung der Datensätze kann der entwickelte Deep-Learning-Algorithmus in Zukunft laut Angaben eine Sortiergenauigkeit von 95 Prozent erreichen. Es wurden bereits Prototypen in Sortieranlagen für LVP in Betrieb genommen. Aktuell erfolgt die Optimierung des Seriensystems.

     

     

    Quelle:

     

    EUWID (2023): „BatterySort“ entfernt Akkus mittels KI aus Sortieranlagen (online). In: EUWID Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 19.08.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/forschung-praxis/batterysort-entfernt-akkus-mittels-ki-aus-sortieranlagen-100823/

  • Verbessertes HDPE-Recycling: chemisch gesteuerte Modifikation

    Ein neues Recyclingverfahren ermöglicht die Herstellung von High-Density-Polyethylen-(HDPE-)Flaschen aus der Polyethylen-Sortierfraktion aus dem Gelben Sack. Das Verfahren wurde Mitte des Jahres 2023 vom Europäischen Patentamt anerkannt. Über eine chemisch gesteuerte Modifikation bzw. eine spezielle Kombination von Additiven erhalte das HDPE-Material eine vergleichbare Fließfähigkeit wie Primärmaterial, ohne dass neue PE-Kunststoffe oder höherwertige PE-Abfälle zugesetzt und eine Nachsortierung der PE-Abfälle aus dem Gelben Sack durchgeführt werden müssen. So können aus dem gewonnenen Rezyklat – aus dem Post-Consumer-Abfallstrom stammend – Blasformprodukte wie Flaschen hergestellt werden.

     

    Quelle:

     

    EUWID (2023): Interzero patentiert neues Recyclingverfahren für HDPE aus dem gelben Sack (online). In: EUWID Recycling und Entsorgung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/interzero-paptentiert-neues-recyclingverfahren-fuer-hdpe-aus-dem-gelben-sack/

  • Digitalisierung der Produktion von Rezyklaten aus Polyamidabfällen (Di-RePro)

    Die Enneatech AG optimiert kontinuierlich die Materialrezepturen und Produktionsprozesse, um die Ökobilanz ihrer Rezyklate zu verbessern. Hierbei spielt die Digitalisierung der Produktion eine wesentliche Rolle, die enorme Potenziale zur Ressourceneinsparung und folglich zur Reduzierung des CO2-Abdrucks der hergestellten Rezyklate bietet.

    Das Ziel des geplanten Vorhabens ist die Konzeption eines digitalen Abbilds des gesamten Produktionsprozesses von Enneatech. Auf dieser Basis sollen später einzelne Teilprozesse datenbasiert optimiert werden. Im Rahmen des Vorhabens soll ein heute nicht automatisierter und digitalisierter Teilprozess, der Betrieb der Rohstoffmühlen, prototypisch automatisiert werden. Dieser Teilprozess ist für hohe Ressourcenineffizienzen verantwortlich. Außerdem soll ein Expertensystem implementiert werden, das automatisch Rezepturvorgaben für Rezyklate erstellt.

     

     

    Quelle:

     

    DigiRess (2024): Digitalisierung der Produktion von Rezyklaten aus Polyamidabfällen (DiRePro) (online). Projekt im Förderprogramm Digitale Anwendungen zur Steigerung der Ressourceneffizienz in zirkulären Produktionsprozessen des BMUV, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.digiress.de/projekte/DiRePro.php

  • Recyceltes Polyamid für die Textilproduktion

    Die Unternehmen BASF und Inditex haben gemeinsam ein Verfahren zur Herstellung von Polyamid-6-Rezyklat (PA 6) entwickelt, das vollständig aus Textilabfällen stammt. Die Technologie toleriert dabei jegliche Gewebemischungen und ermöglicht so ein Textil-zu-Textil-Recycling über mehrere Zyklen hinweg. Entsprechend sind die Materialeigenschaften des PA6-Rezyklats vergleichbar mit denen von Primär-PA-6.

    Aus dem PA-6-Rezyklat mit dem Namen loopamid® wurde durch die Modefirma Zara bereits eine Jacke hergestellt, deren Teile von den Stoffen über die Knöpfe bis hin zum Reißverschluss vollständig aus loopamid® gefertigt wurden. Die entwickelte Technologie wird aktuell hochskaliert, um kommerzielle Mengen liefern zu können.

     

     

    Quelle:

     

    Circular Technology (2024): Polyamid komplett basierend auf Textilabfällen (online). In: Circular Technology der agas Agentur und Verlag, [ab-gerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: circular-technology.com/polyamid-komplett-basierend-auf-textilabfael-len/

  • Optimierung der Prozesseffizienz des werkstofflichen Kunststoffrecyclings mithilfe der Sensortechnik

    Das BMBF-geförderte Projekt ReVise-Up startete im September 2023 und zielt auf die „Verbesserung der Prozesseffizienz des werkstofflichen Recyclings von Post-Consumer Kunststoff-Verpackungsabfällen durch intelligentes Stoffstrommanagement“ ab. Durch Sensorik soll insbesondere die Stoffstromanalyse optimiert und auf diese Weise die Sortierung von Kunststoffabfällen verbessert werden. Qualitätsschwankungen können so verringert werden. Innerhalb der vierjährigen Projektlaufzeit sollen durch sensorbasierte Stoffstromcharakterisierungsmethoden die Transparenz und Effizienz des werkstofflichen Kunststoffrecyclings erhöht werden. Gleichzeitig sollen die erfassten Daten dazu genutzt werden, um Sortier-, Aufbereitungs- und Kunststoffverarbeitungsprozesse auf schwankende Stoffstromeigenschaften einzustellen. Die erzeugte Datenlage soll folgend dazu beitragen, eine ganzheitliche ökologische und ökonomische Bewertung der Wertschöpfungskette durchzuführen.

     

     

    Quelle:

     

    SKZ (2023): „ReVise-UP“ zur Optimierung der Prozesseffizienz des werkstofflichen Kunststoffrecyclings mittels Sensortechnik gestartet (online). Kunststoff-Zentrum SKZ, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.skz.de/presse/revise-up-zur-optimierung-der-prozesseffizienz-des-werkstofflichen-kunststoffrecyclings-mittels-sensortechnik-gestartet

  • Aufbau von Wertschöpfungsketten für technische Biokunststoffe in Mitteldeutschland

    Das RUBIO-Bündnis – ein regionaler Zusammenschluss aus 18 Partnern aus der traditionellen Chemieregion Mitteldeutschlands – hat sich zum Ziel gesetzt, eine umfassende Nachfrage der regionalen und langfristig auch der überregionalen Kunststoffindustrie nach technischen Biokunststoffen zu bedienen. Eine Nahrungsmittelkonkurrenz wird vermieden, da bio-basiertes und biologisch abbaubares Polybutylensuccinat (PBS) aus cellulose- und lignocellulosehaltigen Reststoffen der Region für eine Vielzahl an unterschiedlichen Produkten entwickelt und eingesetzt werden soll. Polybutylensuccinat (PBS) ist ein Biokunststoff, der vergleichbare Verarbeitungseigenschaften und eine Recyclingfähigkeit wie erdölbasierte Kunststoffe besitzt. Die Verbundpartner decken die gesamte Wertschöpfungskette von der Herstellung bis zum Recycling ab, um sicherzustellen, dass ein ganzheitlicher Wertstoffkreislauf resultiert.

     

    Quellen:

     

    BMBF (2024): RUBIO – Biokunststoffe auf Basis von cellulose- und lig-nocellulosehaltigen Rest- bzw. Wertstoffen – Merseburg (online). BMBF, [abgerufen am 30.09.2024], verfügbar unter: www.innovation-strukturwan-del.de/strukturwandel/shareddocs/entries/de/InnovationUndStrukturwandel/RUBIN/rubin-1-foerderrunde-umsetzungsphase/rubio_1007.html

  • Aufbau eines neuen Forschungszentrums zum chemischen Recycling

    Die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich (FZJ) bauen mit Unterstützung der Werner Siemens-Stiftung ein Forschungszentrum auf, das die Entwicklung einer kreislauforientierten chemischen Industrie fokussiert. In einem Förderzeitraum von zehn Jahren und mit einem Gesamtfördervolumen von 100 Millionen Schweizer Franken sollen künftig katalysegetriebene Recyclingverfahren mit einem initialen Fokus auf die Kunststoffbranche entwickelt werden. Hierzu soll an neuen Katalysatoren bzw. an einer Kombination aus chemischer, elektrochemischer und mikrobieller Katalyse gearbeitet werden, die Kunststoffprodukte gezielt und ganzheitlich in wiederverwertbare, maßgeschneiderte molekulare Bausteine zerlegt. Diese sollen dann je nach Bedarf in andere Stoffkreisläufe eingebracht werden und somit die Basis für mehrdimensionale Wertschöpfungskreisläufe legen.

     

    Quellen:

     

    Plastiker (2024): RWTH Aachen: Werner Siemens-Stiftung fördert Jahrhundertprojekt zum chemischen Recycling (online). Plastiker der New Media Publisher GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: plasticker.de/Kunststoff_News_44270_RWTH_Aachen_Werner_Siemens_Stiftung_frdert_Jahrhundertprojekt_zum_chemischen_Recycling

  • Revol-PET®-Technologie – Chemisches Recycling von PET in Mischkunststoffen

    Die RITTEC 8.0 Umwelttechnik GmbH hat eine Technologie entwickelt, durch die aus Mischkunststoffen der enthaltene PET-Anteil in dessen Monomere zerlegt werden kann. Die PET-Monomere können der Produktion in Neuwarenqualität wieder zugeführt werden. Die Technologie entstand u. a. in enger Kooperation mit dem Institut für Chemische und Thermische Verfahrenstechnik der Universität Braunschweig. Im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsphase konnte nachgewiesen werden, dass im Vergleich zu einer PET-Neuproduktion aus Rohöl mehr als 45 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Die patentierte revolPET®-Technologie zeichnet sich durch eine kontinuierliche Depolymerisation des Polyesterpolymers in die Grundbausteine Terephthalsäure (TA) und Mo-noethylenglykol (MEG) aus. Dies erfolgt durch eine Feststoff-Feststoff-Reaktion in einem Standardextruder, wobei die freiwerdende Reaktionsenergie direkt für die Beschleunigung der nachfolgenden Reaktionen genutzt wird. So können Prozesszeiten von unter einer Minute erreicht werden, in der 95 Prozent der PET-Polymere zerlegt werden. Die Reststoffe reagieren nicht während des Verfahrens und können nach dem Herauslösen des PET einer weiteren Verwertung zugeführt werden. Das Verfahren ist bereits bei mittelgroßen Kapazitäten wirtschaftlich einsetzbar und kann so an dezentral verfügbare Sekundärrohstoffströme angebunden werden.

     

    Quelle:

     

    RITTEC Umwelttechnik 8.0 GmbH / matterr (2022): revolPET® Ein Kreislauf für Kunststoff [online]. RITTEC Umwelttechnik GmbH / matter, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.rittec.eu/loesungen/revolpet.html

  • Chemisches Recycling von Polyurethan-Schaummatratzen

    Evonik entwickelte ein chemisches Recyclingverfahren (Hydrolyse), das eine vollständige Rückgewinnung des Polyol aus Polyurethan-Schaummatratzen ermöglicht. Die resultierenden Rezyklate sind in Qualität und Leistung der Neuware ähnlich und wurden bereits in Produkten eines Weichschaummatratzen-Herstellers erprobt. In Kooperation mit Remondis, über die die sortierten Matratzen an Evonik geliefert werden, soll die Pilot-anlage in eine Demonstrationsanlage überführt werden.

     

    Quelle:

     

    Evonik Industries AG (2021): Evonik entwickelt gemeinsam mit The Vita Group ein effizientes Verfahren zum Recycling von Matratzen [online]. Pressemitteilung der Evonik Industries AG vom 11.11.2021, [abgerufen am: 18.09.2024], verfügbar unter: corporate.evonik.com/de/presse/pressemitteilungen/speciality-additives/evonik-entwickelt-gemeinsam-mit-the-vita-group-ein-effizientes-verfahren-zum-recycling-von-matratzen-165404.html

     

    Chemietechnik (2023): Evonik kooperiert mit Remondis beim Polyurethanrecycling (online). In: Chemietechnik der Hüthig Medien GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.chemietechnik.de/anlagenbau/evonik-kooperiert-mit-remondis-beim-polyurethanrecycling-23-37-65.html

     

  • Chemisches Recycling von Polysterol

    Durch das erforschte Recyclingverfahren konnten die Hauptbestandteile von Styropor mithilfe von weißem Licht und Luft sowie des einfachen Moleküls Eisenchlorid in ihre Einzelteile zerlegt werden. Als Ergebnis entstehen vorwiegend Benzolringe, welche im Anschluss für neue Produkte verwendet werden können. Das Verfahren wird aktuell hinsichtlich einer Hochskalierung auf Industriemaßstab geprüft.

     

    Quelle:

     

    Oh, S. und Stache, E. E. (2022): Chemical Upcycling of Commercial Polystyrene via Catalyst-Controlled Photooxidation. In: Journal of the American Chemical Society, 144 (13), S. 5745 – 5749. [abgerufen am: 18.09.2024]. doi:10.1021/jacs.2c01411

  • Digitale Plattformen für den Kunststoffrezyklathandel

    Eine weitere wesentliche Entwicklung zur Ausgestaltung von Schnittstellen in der Kunststoffwertschöpfungskette sind digitale Plattformen. Beispielhaft seien hier cirplus, plastship oder Coppa genannt. Diese bieten Services an, die den wertschöpfungsstufenübergreifenden Austausch von Unternehmen – von der Entsorgung, Sortierung, Rezyklatherstellung, Kunststoffverarbeitung bis zur Herstellung/Inverkehrbringung – fördern und einen stabilen Abnehmermarkt für Kunststoffrezyklate schaffen. Über digitale Plattformen wird so der Herausforderung einer Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage begegnet, da neue Abnehmermärkte mit neuen Rezyklatanforderungsprofilen sichtbar werden. Bislang boten Recyclingunternehmen Kunststoffrezyklate mit Materialqualitäten entsprechend den bekannten Abnehmermärkten an. Hier schaffen digitale Plattformen einen breiteren Informationstransfer, eröffnen neue Entwicklungs- und Vernetzungsmöglichkeiten und erzeugen eine höhere Liquidität des Marktes.

     

    Quelle:

     

    Orth, P.; Bruder, J. und Rink, M.: Digitalisierung in der Kunststoffkreis-laufwirtschaft. In: Kunststoffe im Kreislauf. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN: 978-3-658-37813-4, Seite 163 – 174.

  • R-Cycle: Rückverfolgungsstandard für Kunststoffverpackungen

    Das branchenübergreifende Konsortium R-Cycle arbeitet an einem offenen und weltweit anwendbaren Rückverfolgungsstandard, um recycelbare Verpackungen entlang der Wertschöpfungskette lückenlos zu dokumentieren. Die Informationen auf der Verpackung sind über eine Markierung, wie z. B. einen QR-Code oder eine digitale Wassermarke, auslesbar. Sie basieren auf den GS1-Standards und werden auf einer gemeinsamen Datenplattform gespeichert. Die Machbarkeit des digitalen Produktpasses in Form von Markierungen wurde in verschiedenen Pilotprojekten von Mitgliedern des Konsortiums erfolgreich in der Praxis getestet. Ein Pilotprojekt hat ein Datenerfassungssystem entwickelt, das als Schnittstelle zwischen einer Extrusionsblasformproduktion und der Plattform dient. Es überträgt Produktionsdaten in Echtzeit. Die Produktionsdaten können am Ende des Lebenszyklus durch Abfallsortiersysteme mit Standard-Erkennungstechnologien sortenrein ausgelesen und sortiert werden.

     

    Quelle:

     

    R-Cycle (2024): Digitale Produktpässe für smarte Digital-Watermark-Blasform-Verpackungen (online). R-Cycle, ProData GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.r-cycle.org/smarte-digital-watermark-blasform-verpackungen.html

  • Digitaler Zwilling bildet physische Lieferkette zur Rückverfolgbarkeit von Kunststoffen ab

    Eine Unternehmenskooperation zwischen Porsche, Borealis, Covestro und Domo Chemicals führt einen digitalen Zwilling, der die physische Lieferkette abbildet, in der Automobilindustrie ein. Ziel ist es, den Einsatz nachhaltiger Werkstoffe zu dokumentieren und den entsprechenden CO2-Fußabdruck bestimmen zu können, um Transparenz in der Wertschöpfungskette zu erreichen. Über den Einsatz der Blockchain-Technologie wird ein selektiver Zugang zu Informationen aus diesem digitalen Zwilling für Akteure und Akteurinnen der Wertschöpfungskette ermöglicht, um Materialherkunft, Umweltbilanz, Rezyklatanteile und weitere Informationen chargenweise vorzuhalten. Zudem können alle Beteiligten der Lieferkette den digitalen Zwilling über QR-Codes aktualisieren. Das Modell ermöglicht folglich eine einfache Erstellung von CO2-Bilanzen (Product Carbon Footprint (PCF)) und vereinfachten Massenbilanzen.

     

    Quelle:

     

    automotiveIT (2020): Porsche forciert die Rückverfolgung von Werkstoffen (online). In: automotiveIT der Media-Manufaktur GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.automotiveit.eu/technology/porsche-forciert-die-rueckverfolgung-von-werkstoffen-104.html

  • KI-Hub Kunststoffverpackungen – nachhaltige Kreislaufwirtschaft durch künstliche Intelligenz

    Die Fördermaßnahme des BMBF „KI-Anwendungshub Kunststoffverpackungen“ startete im Jahr 2022 und zielt darauf ab, die Wertschöpfungskette der Kunststoffverpackungen durch Methoden der KI nachhaltig zu gestalten und zu schließen. Dazu wurden zwei Innovationslabore eingerichtet. Das Innovationslabor KIOptiPack beabsichtigt die ganzheitliche KI-basierte Optimierung von Kunststoffverpackungen mit Rezyklatanteil. Praxisreife KI-gestützte Werkzeuge für das Produktdesign sowie eine qualitätsgerechte Produktion von Kunststoffverpackungen mit hohem Rezyklatanteil sollen in einem KI-Anwendungs- und Datenraum bereitgestellt, validiert und in die Praxis transferiert werden. Das Innovationslabor K3I-Cycling zielt darauf ab, offene und standardisierbare KI-Schnittstellen mithilfe eines Artificial Neural Twins zu entwickeln, um das werkstoffliche Recycling von Post-Consumer-Kunststoffabfällen zu optimieren. Über eine zentrale Netzwerkplattform sollen die Ergebnisse und Erkenntnisse der Themenschwerpunkte beider Innovationslabore letztlich miteinander verknüpft werden. Das Forschungsvorhaben hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2025.

     

    Quelle:

     

    Projektvorhaben KI-Hub-Kunststoffverpackungen (2024): Über das KI-Hub – Hintergrund und Ziele (online). Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: ki-hub-kunststoffverpackungen.de/ueber-das-ki-hub/hintergrund-und-ziele

  • Cyclops-Tool – Circluar Optimization for Plastics

    Das Cyclops-Tool ist das Ergebnis eines im Jahr 2021 gestarteten und vom BMBF geförderten Forschungsprojektes des Kunststoff-Zentrums SKZ, Green Delta, Cirplus und des Wuppertal Instituts. Das Ziel des Open-Source-Tools besteht darin, die wirtschaftlich sinnvollste und umweltfreundlichste Variante an potenziellen Sekundärkunststoffen für eine angestrebte Anwendung zu finden. Über das Online-Tool sollen Anbietende und Anfragende von Kunststoffrezyklaten zudem in der Lage sein, die potenziellen Sekundärkunststoffe mit der entsprechenden Neuware zu vergleichen und den Einsatz von recycelten Kunststoffen so mit konkreten Argumenten zu untermauern. Über die Sammlung und Auswertung von Materialarten und -daten wurden im Projektverlauf Kriterien und Definitionen festgelegt sowie Tests und Datenabgleiche ausgeführt, die in das frei verfügbare Tool mündeten, welches perspektivisch integriert in digitalen Plattformen oder als eigenständige Anwendung den Einsatz von Kunststoffrezyklaten fördern soll.

     

    Quelle:

     

    EUWID (2023): KI im Kunststoffrecycling: „Cyclops“-Tool online zur freien Verfügung (online). In: EUWID Recycling und Entsor-gung der EUWID Europäischer Wirtschaftsdienst GmbH, [abgerufen am 18.09.2024], verfügbar unter: www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/ki-im-kunststoffrecycling-cyclops-tool-online-zur-freien-verfuegung/ und cyclops.greendelta.com

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Tel.: +49 (0)30 2759506-505

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