Regenwassernutzung

Das Bild zeigt die Detailaufnahme einer unterirdischen Regentonne.© www.archlab.de

Mit länger werdenden Trockenperioden gewinnen die Speicherung und Nutzung von Regenwasser zunehmend an Bedeutung. In Wohngebäuden liegt das Einsparpotenzial von Trinkwasser durch die Regenwassernutzung bei bis zu 50 %, im industriellen und gewerblichen Umfeld teilweise noch höher. Regenwasser eignet sich für folgende Anwendungen* Berliner Regenwasseragentur (2022): Regenwasser sammeln und nutzen: Alles Wissenswerte im Überblick (online). Berliner Wasserbetriebe, (abgerufen am: 30.06.2022). :

  • Toilettenspülung
  • Waschmaschine
  • Reinigungszwecke
  • Pflanzenbewässerung
  • Löschwasser
  • Adiabate Abluftkühlung
  • Sonstige gewerbliche/industrielle Anwendungen

Wäschewaschen mit Regenwasser

Das Wäschewaschen mit Regenwasser hat besonders positive Effekte. Regenwasser enthält im Vergleich zu Trinkwasser wenig Kalk. Das reduziert Kalkablagerungen und erhöht dadurch die Lebensdauer der Geräte. Außerdem senkt es den Energieverbrauch. Darüber hinaus ist die Wirksamkeit von Waschmitteln durch den geringeren Kalkgehalt höher, was eine Einsparung von bis zu 60 % ermöglicht* Berliner Regenwasseragentur (2022): Regenwasser sammeln und nutzen: Alles Wissenswerte im Überblick (online). Berliner Wasserbetriebe, (abgerufen am: 30.06.2022). .

Technische Umsetzung

Grundsätzlich empfehlen sich bei der Planung einer Regenwassernutzungsanlage im Neubau eine frühzeitige Entscheidung und das Hinzuziehen einer Fachplanung. Im Allgemeinen setzt sich eine Regenwassernutzungsanlage aus den folgenden Komponenten zusammen:

  • Auffangfläche
  • Regenwasserableitungsnetz
  • Filter
  • Speicher
  • Speicherüberlauf
  • Trinkwassernachspeisung
  • Pumpenanlage (zur Druckerhöhung)
  • Betriebswasserverteilnetz

Zur Verteilung des Betriebswassers ist ein separates Leitungsnetz erforderlich. Eine unmittelbare Verbindung zur Trinkwasserinstallation ist nicht zulässig. Alle Betriebswasser führenden Komponenten müssen als solche durchgängig und dauerhaft gekennzeichnet und zusätzlich mit dem Hinweis „kein Trinkwasser“ versehen sein. Ist bei Entnahmestellen eine Verwechselungsgefahr, z. B. durch Kinder oder sehbeeinträchtigte Personen, nicht auszuschließen, sind diese entsprechend zu sichern. Werden Nutzflächen wie Balkone, Loggien oder Hofflächen als Auffangflächen genutzt, müssen diese entsprechend gekennzeichnet werden, um eine sachgemäße Nutzung durch entsprechende Nutzungshinweise und Beschränkungen (z. B. in der Hausordnung) sicherzustellen.

Da die Pumpenanlage das Wasser oberhalb der Sedimentationszone ansaugt, ist dieses frei von Schmutzstoffen. Je nach Verwendung kann unter Umständen dennoch eine Aufbereitung des Regenwassers erforderlich sein. Um das Wasser möglichst effizient zu pumpen, ist darauf zu achten, dass die Pumpen nicht überdimensioniert sind und einen hohen Wirkungsgrad (niedrigen Stromverbrauch) aufweisen. Der Speicherüberlauf sollte verdunstet oder, wo dies nicht möglich ist, versickert werden. Ein Notüberlauf zum Kanal empfiehlt sich weder aus ökologischer noch aus ökonomischer Sicht, da dann trotz Regenwassernutzungsanlage Niederschlagswasserentgelt für die angeschlossene Dachfläche zu entrichten ist. Detaillierte Informationen zur Anlagentechnik von Regenwassernutzungsanlagen, zu den Anforderungen an einzelne Komponenten sowie zur Instandhaltung finden Sie in der Richtlinie VDI 2070 „Betriebswassermanagement für Gebäude und Liegenschaften“.

Die Kosten einer Regenwassernutzungsanlage belaufen sich für einen Vier-Personen-Haushalt auf etwa 4.000 Euro. Einige Kommunen fördern direkt oder indirekt, teilweise auch finanziell, den Einbau einer solchen Anlage, weil auch die Kommunen davon nennenswerte Vorteile haben. Auskünfte hierzu geben die lokalen Bau- und Umweltämter.

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Gute Praxis Beispiele

DaimlerChrysler-Areal, Berlin, Potsdamer Platz

Auf dem DaimlerChrysler-Areal am Potsdamer Platz in Berlin wurde ein Gebäudeensemble aus 19 Häusern errichtet und mit Gründächern sowie einem ausgefeilten System zur Regenwasserbewirtschaftung ausgestattet. Hintergrund hierfür war die Anforderung, dass der auf dem Grundstück anfallende Niederschlag nicht in den Mischwasserkanal eingeleitet werden konnte. 30 % der 48.000 m² Dachflächen sind begrünt, sodass hier bereits ein Teil des anfallenden Niederschlags zurückgehalten und verdunstet wird. Das übrige Wasser wird in fünf Zisternen mit einem Speichervolumen von 3.450 m³ geleitet. Ein Teil davon wird zur Spülung von WCs sowie zur Bewässerung von Grünflächen im Areal genutzt. Im Schnitt stehen hierfür jährlich 10.050 m³ Regenwasser zur Verfügung. Das verbleibende Wasser wird in ein urbanes Gewässer von rund 12.300 m² Fläche eingespeist und gelangt dort zur Verdunstung. Bei Starkregenereignissen dient der See auch als Regenrückhaltebecken. Zeitlich verzögert kann der Niederschlag dann in den Berliner Landwehrkanal eingespeist werden. Neben den Gründächern leistet die Wasserfläche einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung des natürlichen Wasserkreislaufs und zur Verbesserung des Mikroklimas.

Literatur:

Kardorff, G. von, 15. November 2022: Regenwasseranlage des DaimlerChrysler-Projekts in Berlin [online] - Wasser als ökologische Herausforderung. In: IKZ-Haustechnik, 2000(8), 31ff [abgerufen am: 15.11.2022], verfügbar unter: www.ikz.de/ikz-archiv/2000/08/0008031.php

VDI-Richtlinien

VDI 2070: Betriebswassermanagement für Gebäude und Liegenschaften

VDI 6024: Wassereffizienz in Trinkwasser-Installationen - Anforderungen an Planung, Ausführung und Betrieb