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Nachhaltiges Lieferkettenmanagement

Ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement untersucht alle Waren und Dienstleistungen der Lieferkette unter wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten mit dem Ziel, negative Auswirkungen zu vermeiden oder zu minimieren.

Zeitaufwand

Hoch

Personalaufwand

Mittel

Schwierigkeitsgrad

Mittel

Hierfür wird der ganze Lebenszyklus des Produkts betrachtet – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.* Bayerisches Landesamt für Umwelt (2022): Nachhaltiges Lieferkettenmanagement – Ein Überblick für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) (online). Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), (abgerufen am: 09.05.2022).

Wozu wird es genutzt?

  • Für die Bewertung und Auswahl der Lieferkette
  • Für die Transparenz und Einhaltung von Anforderungen des Lieferkettengesetzes

Wann wird es genutzt?

  • Bei der Entwurfs- und Ausarbeitungsprozess in der Produktentwicklung
  • Begleitend zur Produktherstellung

Wie funktioniert es?

Die folgenden Schritte für die Einführung eines nachhaltigen Liefermanagements orientieren sich an der Broschüre „Schritt für Schritt zum nachhaltigen Liefermanagement - Praxisleitfaden für Unternehmen“* Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2017): Schritt für Schritt zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement (online) - Praxisleitfaden für Unternehmen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) Referat Öffentlichkeitsarbeit, (abgerufen am: 09.05.2022). .

Schritt 1: Die Lieferkette abbilden

Hier sammelt das Unternehmen wesentliche Informationen über die Lieferkette, um sich einen Überblick zu verschaffen, und dokumentiert Aktivitäten sowie Informationen über die der Direktlieferant*innen hinaus. Dieser Prozessstartpunkt ermöglicht dem Unternehmen eine frühe Identifikation von potenziellen Problemen und Auswirkungen. Die Abbildung der Prozessschritte dient als Grundlage für den Austausch mit Mitarbeitenden und Anspruchsgruppen.

Schritt 2: Wesentliche Nachhaltigkeitsauswirkungen erfassen, Risiken bewerten und Handlungsfehler festlegen

In diesem Schritt werden die Nachhaltigkeitsauswirkungen und -aspekte grob erfasst. Das Unternehmen bewertet und priorisiert die verschiedenen Auswirkungen im Hinblick auf die Umwelt und Risiken, welche sich für das eigene Unternehmen entwickeln können. Um personelle und finanzielle Ressourcen optimal auszuschöpfen, werden Handlungsfelder mit negativen Auswirkungen innerhalb der Lieferketten ausgewählt, welche es zu optimieren gilt. Beim Ermitteln von Nachhaltigkeitsauswirkungen ist es für Unternehmen angebracht, im gleichen Prozessschritt eine Wesentlichkeitsanalyse vorzubereiten. Hier bietet es sich an, eine Auflistung für jede Lieferkettenstufe anzufertigen, insbesondere wenn diese komplexer ist. Negative Auswirkungen innerhalb der Lieferkette können beispielsweise ermittelt werden durch:

  • Gespräche im eigenen Betrieb
  • Direkten Austausch mit den Zuliefer*innen
  • Dokumentenrecherche
  • Dialoge mit NGOs, Branchenverbänden und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren

Mit den erhobenen Informationen ist es nun möglich, verschiedene Nachhaltigkeitsrisiken zu bewerten und zu priorisieren. Hierbei liegt der Fokus auf den negativen Auswirkungen, welche die Lieferketten auf die Umwelt (lokales Ökosystem) oder die Betroffenen in der Gesellschaft haben (beispielsweise Leiharbeiter*innen, Frauen, Kinder). Die Einflussfaktoren sind bezüglich der Risiken auf die Umwelt und für Betroffene anhand verschiedener Einflussfaktoren zu bewerten.

Einflussfaktoren können beispielsweise die Einhaltung der Menschenrechte im Land des*der Lieferant*in oder ein höheres Risiko aufgrund der Komplexität der Lieferstruktur sein.

Neben dem Risiko für die Betroffenen und die Umwelt, gibt es auch potenziell negative Auswirkungen, welche sich bei dem eigenen Unternehmen niederschlagen können. Für eine umfassende Bewertung der Risiken ist es notwendig, potenzielle Lücken zu identifizieren und Schritte einzuleiten, um diese zu beheben. Dieses Vorgehen wird im nächsten Prozessschritt näher erläutert.

Schritt 3: Lücken analysieren und Maßnahmen ergreifen

Nach der Wesentlichkeitsanalyse und Informationssammlung sollte sich das Unternehmen bewusst machen, welche Maßnahmen und Ziele angepasst und umgesetzt werden sollten. In diesem Kontext sollte ebenfalls über interne Maßnahmen nachgedacht werden, um interne Kompetenzen und Fähigkeiten aufzubauen. Interne und externe Maßnahmen, die ergriffen werden können, sind nachfolgend beispielhaft aufgelistet* Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2017): Schritt für Schritt zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement (online) - Praxisleitfaden für Unternehmen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) Referat Öffentlichkeitsarbeit, (abgerufen am: 09.05.2022), S. 31 f. :

Das Bild visualisiert interne und externe Maßnahmen für die Methode Nachhaltiges Lieferkettenmanagement.© In Anlehnung an: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2017): Schritt für Schritt zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement (online) - Praxisleitfaden für Unternehmen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) Referat Öffentlichkeitsarbeit, (abgerufen am: 09.05.2022), S. 31 f.

In der praktischen Umsetzung von Maßnahmen können Zielkonflikte auftreten, die möglichst aufgelöst werden sollten. Hierbei kann eine Priorisierung unterstützen.

Schritt 4: Interne Strukturen und Prozesse anpassen

Geschäftsprozesse werden in diesem Schritt angepasst. Des Weiteren wird das Ziel verfolgt, dass Ressourcen intern dafür bereitgestellt werden, ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement zu ermöglichen. Die Implementierung der Ansätze kann von einer einzelnen Person oder einer Einheit, wie beispielsweise Managementbeauftragten, ausgehen. Eine andere Herangehensweise wäre, die Verantwortung in die Hände eines interdisziplinären Teams zu legen, das verschiedene Funktionen in das Lieferkettenmanagement einfließen lassen kann. Im Alltag versuchen Unternehmen einen Mittelweg zwischen den interdisziplinären Teams und der Expertengruppe/-person zu schaffen, basierend auf den verschiedenen Einflussfaktoren. Zielführend im Prozess der Umsetzung ist es, Mitarbeitende im Unternehmen einzubinden und zu motivieren. Ein guter Startpunkt für die operative Umsetzung ist die Beschaffungsabteilung, da diese für den Kernprozess des Liefermanagements zuständig ist. Damit komplexere Nachhaltigkeitsauswirkungen verstanden werden können, bedarf es regelmäßiger Schulungen zur Festigung des Fachwissens aller Mitarbeitenden.

Schritt 5: Anforderungen an Lieferant*innen formulieren und verbindlich machen

In diesem Schritt werden genaue Ziele und Erwartungen seitens des Unternehmens an die Lieferant*innen formuliert und auf Umsetzbarkeit geprüft. Kommt es zwischen den Parteien zu einer Übereinkunft, gilt es, diese vertraglich festzuhalten und zu verfolgen. Entsprechende Vorschriften werden in einem Verhaltenscodex festgehalten, der alle Anforderungen an die Direkt- und Unterlieferant*innen formuliert. Um einheitliche Forderungen für die Lieferant*innen zu formulieren, wird der Codex anhand internationaler Standards und lokaler Gesetze festgelegt. In diesem Zusammenhang sollte seitens des Unternehmens ein Null-Toleranz-Bereich definiert werden, welcher mit deutlich formulierten Konsequenzen an die Lieferant*innen kommuniziert wird. Die Einhaltung des Verhaltungscodex kann beispielsweise folgenden Standards folgen* Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2017): Schritt für Schritt zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement (online) - Praxisleitfaden für Unternehmen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) Referat Öffentlichkeitsarbeit, (abgerufen am: 09.05.2022), S. 40. :

  • International Bill of Human Rights
  • International-Labour-Organization-(ILO-)Kernarbeitsnormen
  • Sustainable Development Goals, SDGs
  • 10 Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen
  • OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
  • ILO Dreigliedrige Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik
  • ISO 26000: Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung
  • Leitprinzipien Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen
  • OECD-Konvention gegen die  Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr/in den Vereinten Nationen – Konvention gegen Korruption

Schritt 6: Nachhaltigkeitsleistung von Lieferant*innen überprüfen und Kompetenzen aufbauen

Im vorletzten Prozessschritt gilt es, die Vertragsvereinbarungen und Einhaltung des Verhaltenscodex sicher zu stellen und eine finale Lieferantenauswahl und -bestätigung einzuholen. Die Lieferantenprüfung kann durch verschiedene Wege erfolgen, wie z. B. durch ein Audit bei Lieferant*innen. Aufgrund des hohen personellen und finanziellen Aufwands sollte diese Option nur bei Lieferant*innen mit größeren Risiken und Problemen angewandt werden. Daher setzen Unternehmen auf die Selbstauskunft der Lieferant*innen, welche durch Fragebögen erfolgt und spezifisch auf ökologische und soziale Aspekte eingeht. Diese Methode verschafft einen schnellen und guten Überblick und stellt eine kostengünstigere Alternative zu Audits dar. Wenn diese Methoden angewendet werden, kann es nach der Ergebnisbetrachtung zu möglichen Punkten der Verbesserung kommen, welche sowohl die Lieferant*innen als auch das Unternehmen anhand von Maßnahmenplänen zusammen angehen müssen. Verbindliche Ziele und Regeln können in den Lieferverträgen ergänzt werden. Bei gravierenderen Problemen sollte eine mögliche Beendigung der Geschäftsbeziehung geprüft werden.

Schritt 7: Berichten

Der Fokus im finalen Schritt richtet sich darauf, eine Transparenz zu schaffen und die Kennzahlen sowie Erkenntnisse intern und nach außen durch Nachhaltigkeitsberichte zu kommunizieren. Die wesentlichen Informationen, die diesbezüglich dargestellt werden sollten, sind unter anderem:

  • Nachhaltigkeitsauswirkungen bzw. Risiken entlang der Lieferketten
  • Prozesse der Risikoanalyse
  • Bewertung der Wertschöpfungskette
  • Informationen zur Umsetzung der Maßnahmen

Um Unterstützung beim nachhaltigen Lieferkettenmanagement zu erhalten, können KMU außerdem das Online-Tool „KMU Kompass“ nutzen* Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH (2022): Der KMU Kompass (online) - Lieferketten nachhaltiger managen. Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, (abgerufen am: 09.05.2022). .