2020 wurden in Deutschland rund 194.000 reine Elektroautos zugelassen. Damit einher geht allerdings auch ein enormer Rohstoffbedarf, speziell für die Batterieproduktion. Geschätzt wird, dass bis 2030 allein für Elektroautos 240.000 Tonnen Lithium benötigt werden. Die größten Vorkommen des Rohstoffs liegen in Südamerika (insb. Bolivien, Chile, Argentinien). Der Abbau ist allerdings häufig intransparent, konfliktgeladen und geht außerdem mit hohen Umweltbelastungen einher. Vor allem ärmere Gruppen leiden unter Landschraub und der Verschmutzung von Gewässern. Diesem Problem gerecht zu werden, ist ein wichtiges Forschungsfeld, dem sich Forschende auf der ganzen Welt angenommen haben. Wissenschaftler*innen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) widmen sich der Frage, wie das Metall auch in Deutschland gewonnen werden kann. Die Idee: Das Lithium soll aus Wässern herausgefiltert werden, die bereits jetzt in bestehenden Geothermie-Kraftwerken zirkulieren. Im Vergleich zum Abbau in Südamerika ist das Verfahren deutlich umweltfreundlicher, da auf die vorhandene Infrastruktur zurückgegriffen werden kann. Zudem fällt kaum Abraum an und im Vergleich zum Bergbau halten sich auch die Flächenverbräuche in Grenzen. Bei der Tiefengeothermie wird Wasser aus bis zu 5km Tiefe für die Stromerzeugung und Fernwärme genutzt. Dieses Wasser kommt mit einer Vielzahl an Spurenelementen an die Erdoberfläche. Durch spezielle Filtrationsverfahren soll es möglich sein, das Lithium zukünftig daraus zu gewinnen. Die Konzentration im Wasser beträgt etwa 150 bis 200 Milligramm Lithium pro Liter. Dies entspricht etwa einer tausendfach höheren Konzentration im Vergleich zu Meerwasser, auf die sich viele andere Forschungsschwerpunkte konzentrieren. Die geplanten Extraktionsanalgen sollen in bestehende Rohre der Geothermiekraftwerke eingebaut werden. Berechnungen zufolge lassen sich so im Jahr pro Anlage zwischen 300 und 400 Tonnen Lithium fördern, wodurch sich ein erheblicher Anteil des deutschen Lithiumbedarfs decken lassen könnte. Neben den Einsparungen beim Transport und des deutlich niedrigeren Flächenbedarfs können so auch Abhängigkeiten des strategisch wichtigen Rohstoffs gemindert werden.
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