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Auf den vorherigen Entwicklungsstufen wurden die gesammelten Produktions- und Betriebsdaten überwiegend für retrospektive Datenanalysen genutzt. So konnten z. B. durch einen Soll-Ist-Vergleich von Ressourcenverbräuchen für einen bestimmten Zeitraum Abweichungen festgestellt werden, die auf Störungen hindeuten. Durch eingehendere Datenanalysen (z. B. Data Mining) konnten anschließend deren Ursachen untersucht werden, um z. B. Zusammenhänge zwischen Produktionsparametern und Produktionsergebnissen aufzudecken. Die Maßnahmen, die sich daraus ableiten ließen, waren daher in der Regel reaktiv ausgerichtet, d. h., sie haben Fehler behoben, die bereits aufgetreten waren. Wurde z. B. festgestellt, dass der erhöhte Stromverbrauch bei gleichbleibender Produktion auf eine erhöhte Erzeugung von Druckluft zurückzuführen war, deutete dies auf mögliche Leckagen im Drucksystem hin, die anschließend gezielt gesucht und behoben werden konnten.
Auf dieser Entwicklungsstufe sollte Ihr Unternehmen in der Lage sein, die ersten Schritte hinsichtlich vorausschauender Maßnahmen zu tätigen. Vorausschauende Systeme analysieren und interpretieren kontinuierlich Daten, z. B. aus der Zustandsüberwachung (Condition Monitoring), um daraus Muster und Zusammenhänge zu lernen und zukünftige Ereignisse, wie Störungen und Fehler, vorauszusagen. Den Kern solcher Systeme bilden in der Regel Machine-Learning-Algorithmen oder künstliche Intelligenzen.*
VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (2017): Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 - Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin.
Systeme zur vorausschauenden Wartung bzw. Instandhaltung können unerwünschte Betriebszustände von Maschinen vorausbestimmen. Dazu werden insbesondere Daten aus der Zustandsüberwachung analysiert und die Ergebnisse interpretiert, um Erkenntnisse für eine bedarfsorientierte Planung von Wartungs- und Servicearbeiten zu extrahieren. Folglich versetzt der Einsatz von Predictive Maintenance Ihr Unternehmen in die Lage, Betriebs- und Standzeiten zu planen und zu optimieren, indem Wartungen und Reparaturen bedarfsgerecht eingeplant und Standzeiten optimal ausgenutzt werden. Durch die optimierte Planung der Wartungen und Reparaturen kann auch der Bezug von Ersatzteilen entsprechend bedarfsgerecht erfolgen, wodurch deren Lagerung und lagerungsbedingte Verluste (z. B. durch lagerungsbedingte Qualitätseinbußen) vermieden werden. Mittels vorbeugender Instandhaltungsmaßnahmen kann die Lebensdauer von Maschinen und Anlagen erhöht werden, indem Reparaturen rechtzeitig durchgeführt und Störungen sowie Maschinenausfälle vermieden werden.
Systeme zur vorausschauenden Wartung sind auch für die Überwachung und frühzeitige Identifikation von erhöhtem Ressourcenverbrauch (z. B. Leckage finden) geeignet. Die Erkennung von Abweichungen und die Behebung untypischer Fehler führen zur Reduzierung von Fehlproduktion und Ausschuss. Dadurch lassen sich Rohstoffe, Energieressourcen und Ökosystemleistungen (Abfall) einsparen.*
VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (2017): Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 - Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin.
Ein weiteres Beispiel für vorausschauende Systeme ist die Fehlervorhersage. Hierbei werden Produktionsprozesse mit aktuellen Produktions- und Zustandsdaten im Vorfeld oder prozessbegleitend simuliert, um die wahrscheinliche Ausprägung wichtiger Qualitätsmerkmale, teilweise in Echtzeit, vorherzusagen. So kann bei Bedarf noch in den Produktionsprozess eingegriffen werden, um Fehlproduktionen und Ausschüsse zu reduzieren oder zu vermeiden. Auch Schäden an Maschinen und Anlagen können verhindert werden. Damit können Systeme zu vorausschauenden Fehlervorhersagen zur Einsparung von Rohstoffen, Energieressourcen und Ökosystemleistungen (Abfall) beitragen.*
VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (2021): Potenziale der schwachen künstlichen Intelligenz für die betriebliche Ressourceneffizienz, Berlin (abgerufen am: 12.10.2021)
Neben der Optimierung bestehender Produktionsprozesse eröffnen digitale Werkzeuge eine breite Palette an Möglichkeiten, die Gestaltung von Produkten zu optimieren und neue Produktionstechnologien zu erschließen.
Mittels digitaler Entwicklungswerkzeuge können Produkte im virtuellen Raum konstruiert (CAD, Computer Aided Design) sowie deren Eigenschaften simuliert und optimiert (CAE, Computer Aided Engineering) werden, ohne dass physische Prototypen hergestellt werden müssen. Die digitalen Produktmodelle können in einem weiteren Schritt dazu eingesetzt werden, Fertigungsprozesse zu planen und zu simulieren (CAM, Computer Aided Manufacturing) und Fertigungsdaten für die Fertigungsanlagen zu generieren (z. B. Werkzeugwege für CNC-Maschinen). Mit Hilfe digitaler Fabrikplanungssysteme können z. B. schon im Voraus Fertigungsabläufe und Linienlayouts in Verbindung mit dem Produkt abgestimmt und optimiert werden*
VDI 4499 Blatt 1:2008-02: Verein Deutscher Ingenieure e.V., Digitale Fabrik, Beuth Verlag GmbH, Berlin.
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So können neue Produktkonzepte entwickelt und neue Fertigungstechnologien erschlossen werden, die eine weitere Steigerung der Ressourceneffizienz ermöglichen. Durch den konsequenten Ausbau ihrer digitalen Entwicklungsfähigkeiten können Sie über die Integration weiterer Wertschöpfungspartner*innen neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln.