Spritzguss mit Hanffasern

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Der Automobil-Zulieferer Hib Trim Part Solutions GmbH aus Bruchsal verwendet den nachwachsenden Rohstoff Hanf im Spritzguss.

Komposite in denen Naturfasern, Kunststoffe und Klebstoffe gemischt werden finden für den Spritzguss bereits seit längerer Zeit Anwendung. Diese sind jedoch oft nicht schlagfest genug. Zudem entstehen bei Brüchen teils scharfe Kanten, besonders wenn die verwendeten Naturfasern verhältnismäßig kurz sind. Diese Eigenschaften sorgen dafür, dass die Komposite für den Einsatz im Interior, zum Beispiel um Blenden aus Holz, Kunststoff und Aluminium zu unterfüllen, eher ungeeignet sind. Besser geeignet sind die längeren Hanffasern. Das Unternehmen entwickelte deshalb eine eigene rohstoffeffiziente Mischung aus losen Hanffasern, Polypropylen und Wachs, die zu Pellets verarbeitet wird. Das Wachs dient im Extruder einer Spritzgussanlage als Schmelzhilfe für den Kunststoff. Der Hanf sollte nach der Ernte bereits ein erstes Verrottungsstadium erreicht haben, so dass seine Inhaltsstoffe bei der Verarbeitung nicht ausgasen. Da sich die stabilen Hanffasern im Innern des Formteils verkrallen, erreichen die Werkstücke die benötigte Schlagfestigkeit. Zudem entstehen im Fall eines Bruchs aufgrund der langen Fasern keine scharfen Kanten. Formteile aus Hanf-Polypropylen-Spritzguss sind im Ergebnis 20 % leichter als solche aus herkömmlichen Kunststoffen. Die Hälfte des mineralölbasierten Kunststoffes kann durch den nachwachsenden Rohstoff Hanf ersetzt werden – bei herkömmlichen Verfahren mit Naturfasern beträgt dieser Anteil nur etwa ein Drittel. Auch der Energiebedarf wird bei dem neuen Verfahren verringert. Die Produktion von Hanf ist energieeffizienter als die Produktion von synthetischen Kunststoffen. Zudem ist die für den Spritzguss benötigte Temperatur niedriger, als bei der Herstellung von glasfaserverstärkten Kunststoffen.

    Quelle(n):

  • VDI Verlag (2015): Hanf ersetzt Kunststoff im Spritzguss, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, VDI nachrichten 31/32 2015, ISSN 0042- 1758

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