Thermochemisches Recycling oder Pyrolyse

Beim thermochemischen Recycling, auch Pyrolyse genannt, werden Polymere aus Kunststoffabfällen unter Ausschluss von Sauerstoff und Einwirkung thermischer Energie (Temperaturen > 300 °C) in kürzere Kohlenwasserstoffketten aufgespalten. Das Ergebnis sind ölähnliche Flüssigkeiten (Pyrolyseöl) und Gasgemische. Das erhaltene Produktspektrum zeichnet sich durch eine hohe Varianz aus und wird durch den verwendeten Reaktortyp, die gewählten Prozessbedingungen (langsame Pyrolyse: Temperatur < 400 °C; moderate Pyrolyse: Temperatur zwischen 400 bis 600 °C; Schnellpyrolyse: Temperatur > 600 °C) und den eingesetzten Ausgangsstoff bestimmt. Die Pyrolyseprodukte können wiederum vielfältig weiterverarbeitet werden. Das Weiterverarbeitungsspektrum reicht von der Herstellung von Monomeren für eine wiederholte Polymerisation hin zu Kunststoffen bis zur Erzeugung von Grundchemikalien zur Herstellung von Treibstoffen und Petrochemikalien. [Lechleitner, A. et al. (2020)]

Gegenüber der klassischen Verbrennung wird bei der Pyrolyse der Anteil der Rauchgase um etwa 20 % reduziert, allerdings wird für das thermochemische Recycling insgesamt ein hoher Energieeinsatz benötigt. Dieser konnte zwar zum Teil durch die Entwicklung effizienterer Pyrolyseverfahren gesenkt werden, bleibt aber dennoch höher als bei anderen chemischen Recyclingverfahren. Als Alternative zu konventionellen Energiequellen kann dieser hohe Energiebedarf auch aus überschüssigem Strom erneuerbarer Energien gedeckt werden. [Obermeier, T. und Henkel, I. (2019)]

Die Pyrolyse eignet sich vor allem für Mischkunststoffe, die durch andere herkömmliche Recyclingverfahren nicht verwertet werden können, sowie für Kunststoffe mit einer hohen organischen Schadstoffbelastung. Wegen des hohen Energiebedarfs fungiert die Pyrolyse als Übergangstechnologie, bis andere chemische Verfahren die Aufbereitung von Kunststoffabfällen energieeffizienter durchführen können. [Obermeier, T. und Henkel, I. (2019)]


Literatur:

Lechleitner, A.; Schwabl, D.; Schubert, T.; Bauer, M. und Lehner, M. (2020): Chemisches Recycling von gemischten Kunststoffabfällen als ergänzender Recyclingpfad zur Erhöhung der Recyclingquote. In: Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft, 72 (1 – 2), S. 47 – 60.

Obermeier, T. und Henkel, I. (2019): Chemisches Recycling – ein Lösungsweg für das Recycling von Mischkunststoffen? [online]. EU-Recycling + Umwelttechnik [abgerufen am: 04.05.2021].

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Einschätzung für die Anwendenden

  • Materialeinsparung
    hoch
  • Energieeinsparung
    sehr gering
  • THG-Einsparung
    sehr gering
  • Investitionskosten
    sehr hoch
  • Umsetzungsaufwand
    sehr hoch

Die Angaben zu Material-, Energie- und THG-Einsparungen, Investitionskosten sowie Umsetzungsaufwände sind qualitative Abschätzungen auf vergleichender Basis.

Entwicklungsstadium

  • Labor
  • Technikum / Demonstrator
  • Industrielle Praxis

Labor: Die betrachtete Technologie oder Methodik wird im Labormaßstab entwickelt.
Technikum / Demonstrator: Die betrachtete Technologie oder Methodik wird in einer Technikums- oder Demonstrator-Anlage umgesetzt.
Industrielle Praxis: Die betrachtete Technologie oder Methodik wird in der Produktion oder anderen Anwendungsbereichen eines Industrieunternehmen eingesetzt.

Beispiele aus der Praxis

Chemisches Recycling ermöglicht neue Kreisläufe für nicht-sortenreine und verschmutzte Kunststoffverpackungen

Um Verpackungsabfälle aus Kunststoff zu reduzieren, hat BASF das Projekt ChemCycling gestartet. Dabei handelt es sich um das chemische Recyceln von Kunststoff. Hierbei werden Sekundärrohstoffe für die Herstellung von Verbundwerkstoffen gewonnen. Das bei dem eingesetzten thermochemischen Recyclingverfahren zur Behandlung von gemischten, verunreinigten oder aus mehreren Lagen bestehender Plastik entstehende Pyrolyseöl ist die Basis für die Herstellung von Sekundärrohstoffen. Mit diesem Verfahren können bis zu 70 % der Misch-Kunststofffraktion recycelt werden.

Weitere Technologien

Chemische Depolymerisation oder Solvolyse

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