Textilien finden in vielen Bereichen der industriellen Produktion und des alltäglichen Lebens Anwendung. Neben Bekleidungstextilien (Oberbekleidung, Leibwäsche etc.) und Haushaltstextilien (Vorhänge, Bettwäsche etc.) gibt es noch die sogenannten technischen Textilien. Diese machen mehr als 50 % der in Deutschland hergestellten Textilien aus.*
UBA (2019): Textilindustrie (online). Umweltbundesamt (UBA), 28. Juni 2022 (abgerufen am: 28.06.2022).
Technische Textilien finden beispielsweise im Umweltschutz (z. B. Abgasfilter), in der Medizin (z. B. Masken und OP-Bekleidung), im Landschaftsbau (z. B. Schutzhüllen für Pflanzen), in der Autoproduktion (z. B. Sicherheitsgurte) und im Baugewerbe (z. B. Abdeckungen) Verwendung.*
Turuc, A. (2020): Textilrecycling – Probleme und Lösungsansätze. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Wiesbaden (abgerufen am: 28.06.2022).
Aufgrund der hohen Verbreitung und vielen Einsatzgebiete von Textilien fallen am Ende der Nutzungsphase große Mengen an Alttextilien an. Aus Sicht der Ressourcenschonung und aus Gründen der Treibhausgasvermeidung sollten die Alttextilien soweit möglich wiederverwendet oder die in den Alttextilien enthaltenen Baumwoll- oder Chemiefasern verwertet werden. Auf dieser Informationsseite werden Hinweise zu Verwertungswegen von Alttextilien bereitgestellt.
Die Sammlung von Alttextilien (Bekleidungs- und Haushaltstextilien) erfolgt zumeist durch die haushaltsnahe Containersammlung, aber auch über Wertstoffhöfe, Textilrecycler, karitative Einrichtungen und die schwarze Tonne.*
UBA (2019): Alttextilien (online). Umweltbundesamt (UBA), 28. Juni 2022 (abgerufen am: 28.06.2022).
Mit der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes vom Jahr 2020 wurde festgelegt, dass ab dem Jahr 2025 eine kommunale Getrenntsammelpflicht für Textilien einzuführen ist. Entsprechend können ab diesem Zeitpunkt Daten zu Alttextilmengen verlässlicher erhoben werden. Aktuell werden Alttextilmengen auf Basis von Studien und Branchenabschätzungen errechnet.*
Umweltbundesamt (2022): Evaluation der Erfassung und Verwertung ausgewählter Abfallströme zur Fortentwicklung der Kreislaufwirtschaft (online), 04.07.2022 (abgerufen am: 04.07.2022).
Eine Neuauflage der Studie des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorger e.V. (bvse) zu „Konsum, Bedarf und Wiederverwendung von Bekleidung und Textilien in Deutschland“ ermittelte dabei folgende Zahlen: Von 2013 auf 2018 wurde hochgerechnet, dass die Menge an gesammelten Alttextilien (Bekleidungs- und Haushaltstextilien) um ca. 90.000 Tonnen auf 1,27 Millionen Tonnen zunahm. Während im Jahr 2013 noch rund 14,4 Kilogramm pro Einwohnerin bzw. Einwohner und Jahr hochgerechnet wurden, erhöhte sich die Sammelmenge im Jahr 2018 auf 15,3 Kilogramm pro Einwohnerin bzw. Einwohner und Jahr. Es wird prognostiziert, dass im Jahr 2025 die Sammelmenge bereits bei 17,5 Kilogramm pro Einwohnerin bzw. Einwohner und Jahr liegen wird.*
Fachverband Textilrecycling (2022): Textilrecycling (online). bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., 27. Juni 2022 (abgerufen am: 27.06.2022).
Gründe dafür sind u. a. der wachsende Markt für Fast Fashion im Zusammenhang mit einem steigenden Textilimport. Gleichzeitig bestätigte eine Umfrage von Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorger e.V. eine sinkende Qualität der gesammelten Alttextilien.*
Fachverband Textilrecycling (2022): Textilrecycling (online). bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., 27. Juni 2022 (abgerufen am: 27.06.2022).
Dies geht einher mit dem steigenden Einsatz von synthetischen Fasern in der Textilbranche, insbesondere von Polyester.*
European Man-Made Fibres Association (2019): CIRFS: World Production by Fibre (online), 4. Juli 2022 (abgerufen am: 04.07.2022).
Zwar konnte im Vergleich zum Jahr 2013 die Wiederverwendung von 54 % auf 62 % gesteigert werden, dies erfordert jedoch eine spezialisierte, aufwendigere und insbesondere händische Sammlung der Textilien und setzt eine entsprechende Branchenexpertise voraus. Für die textilrecycelnden Unternehmen bedeutet dies im Ergebnis, dass größere Mengen mit geringerer Marge sortiert werden.*
Fachverband Textilrecycling (2022): Textilrecycling (online). bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., 27. Juni 2022 (abgerufen am: 27.06.2022).
Die wirtschaftliche Bedrängnis der Branche verstärkte sich im Jahr 2020 durch die Corona-Krise. Insbesondere Absatzmärkte von Textilien zur Wiederverwendung, sogenannte Second-Hand-Märkte, sind eingebrochen. Viele textilrecycelnden Unternehmen mussten entsprechend auf Kurzarbeit umstellen oder Betriebe schließen.*
Thomas Fischer (2021): Alttextilmarkt 2020 (online), 4. Juli 2022 (abgerufen am: 04.07.2022).
Die Verwertung der restlichen 38 % an Alttextilien verteilte sich in den Jahren 2013 und 2018 wie folgt*
Fachverband Textilrecycling (2022): Textilrecycling (online). bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., 27. Juni 2022 (abgerufen am: 27.06.2022).
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© VDI ZRE in Anlehnung an: Fachverband Textilrecycling (2022): Textilrecycling
Die Weiterverwendung und stoffliche Verwertung sind rückläufig, während die energetische Verwertung sowie die Deponierung zunahmen. Die gestiegenen Mengen zur thermischen Verwertung sind im Wesentlichen durch zwei Faktoren zu erklären – zum einen durch die zunehmend erdölbasierten Chemiefasern in den Textilien, welche einen höheren Brennwert aufweisen, zum anderen durch die abnehmende Qualität und damit geringere Mengen zur stofflichen Verwertung.*
Fachverband Textilrecycling (2022): Textilrecycling (online). bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., 27. Juni 2022 (abgerufen am: 27.06.2022).
Insbesondere Fasern in Spezial- und Outdoorbekleidung sind schwierig zu recyceln. Hier bieten Hersteller Reparatur-Services, die Kundinnen und Kunden für einen geringen Preis in Anspruch nehmen können. So wird die Nutzungsdauer verlängert und die Alttextilmenge verringert.*
Gesamtverband textil+mode (2019): Faktencheck: Recycling (online). Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e.V., 27. Juni 2022 (abgerufen am: 27.06.2022).
Die angelieferten Alttextilien unterliegen einer Vorsortierung, über die „Fehlwürfe, schlechte Qualitäten, kontaminierte Kleidung und unbrauchbare Alttextilien“*
Turuc, A. (2020): Textilrecycling – Probleme und Lösungsansätze. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Wiesbaden (abgerufen am: 28.06.2022).
aus dem Stoffstrom entfernt werden. Die übrigen Alttextilien werden dann einer zusätzlichen händischen Vor- und Feinsortierung zugeführt, in der nach Struktur, Farbe und Materialzusammensetzung separiert wird. In einem weiteren Schritt werden die Fraktionen nochmals nach Kleidungstücken, Qualität und Saison sortiert. Der Anteil wiederverwendbarer Kleidung wird an entsprechende Second-Hand-Märkte weitergegeben.*
Turuc, A. (2020): Textilrecycling – Probleme und Lösungsansätze. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Wiesbaden (abgerufen am: 28.06.2022).
Das Recycling der übrigen Alttextilien erfolgt durch vier unterschiedliche Verfahren:
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Turuc, A. (2020): Textilrecycling – Probleme und Lösungsansätze. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Wiesbaden (abgerufen am: 28.06.2022).
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Turuc, A. (2020): Textilrecycling – Probleme und Lösungsansätze. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Wiesbaden (abgerufen am: 28.06.2022).
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Turuc, A. (2020): Textilrecycling – Probleme und Lösungsansätze. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Wiesbaden (abgerufen am: 28.06.2022).
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Turuc, A. (2020): Textilrecycling – Probleme und Lösungsansätze. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Wiesbaden (abgerufen am: 28.06.2022).
Insbesondere Mischfasern sind schwer zu recyceln und werden häufig einer energetischen Verwertung zugeführt. In der Industrie, Forschung und Entwicklung haben sich daher Konsortien und Kooperationen gebildet, die eine optimierte Verwertung untersuchen und vorantreiben.
Im Juni 2018 wurde das vom BMBF geförderte Innovationsforum „TexCycle – Neue Technologien und Ideen für das Recycling von textilen Produktionsabfällen“ gestartet, dass sich u. a. zum Ziel setzte, innovative technologische Lösungen für das Textilrecycling zu finden.*
BMBF (2022): TexCycle – Neue Technologien und Ideen für das Recycling von textilen Produktionsabfällen – Chemnitz (online). Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), 27. Juni 2022 (abgerufen am: 27.06.2022).
Aus diesem Forum ging u. a. das ZIM-Netzwerk „re4tex®“ hervor. Innerhalb des Netzwerkes werden verschiedene Innovationslinien bedient. So wurden u. a. das Recycling von Spezialfaserstoffen und Composites, eine Direktverarbeitung von Alttextilien oder das Recycling von aktuell nicht verwertbaren Fasern thematisiert.*
Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (2022): Kooperationsnetzwerk RE4TEX - Textilrecycling weitergedacht - RE4TEX - Neue Technologien Textilrecycling (online), 4. Juli 2022 (abgerufen am: 04.07.2022).
Ein Konsortium aus Partnerunternehmen aus der Textilbranche hat zusammen mit einem Engineering- und Entwicklungsdienstleister ein mechanisches Recyclingverfahren entwickelt, das aus bisher kaum bis schwer zu recycelnden Mischfasern ein hochwertiges Recyclinggarn für die Automobilbranche erzeugt. Inzwischen können zwölf Garn-Qualitäten mit unterschiedlichen Mischverhältnissen angeboten werden, die aus ca. 60 % Polyester und 40 % Baumwolle, aus unbekannten Fasermischungen und aus Roh-Polyester bestehen.*
imat-uve gmbh (2022): Mischfaserrecycling (online), 3. Juli 2022 (abgerufen am: 04.07.2022).
Um den steigenden Mengen an Alttextilien entgegenzuwirken, sind u. a. ein nachhaltiges Design und die Nutzung möglichst sortenreiner Fasern für Kleidungsstücke zu empfehlen. Die Kundschaft kann bereits beim Kauf nachhaltiger Textilien ihren Einfluss auf die Umwelt verringern und während der Nutzungsphase auf angebotene Reparaturservices zurückgreifen. Weitere Literatur zur Vermeidung von Textilabfällen, zum Textilrecycling und zu Unternehmen, die Alttextilien sortieren und/oder recyceln, sind im Folgenden gelistet.
Bei Fragen zum Thema „Materialdatenbank“ helfen wir Ihnen gerne weiter.
Tel.: +49 (0)30 2759506-505
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