Allgemein kann die Idee von Zero Waste definiert werden als der Erhalt aller Ressourcen durch verantwortungsbewusste Produktion, bewussten Konsum und die Wiederverwendung/Aufarbeitung aller Produkte, Verpackungen und Materialien ohne Verbrennung, Deponierung oder anderweitige umwelt- oder gesundheitsgefährdende Entsorgung.*
Zero Waste International Alliance. Zero Waste Definition. (Online) 2018.
Anstatt sich also darum zu kümmern, wie Abfall am umweltfreundlichsten entsorgt werden kann, soll sich damit befasst werden, dass dieser im besten Fall gar nicht erst entsteht.
Dieses Bestreben steht auch im Einklang mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), wonach vorrangig eine Abfallvermeidung anzustreben ist.
Was nach einer radikalen Utopie klingt, ist schon längst zu einer weltweiten Bewegung geworden. Die Zero-Waste-Idee findet vor allem in der Lebensmittelbranche viel Anklang. Seit wenigen Jahren wird Zero Waste dank zahlreicher Klima- und Kunststoffabfall-Debatten auch zunehmend in Industrieunternehmen thematisiert. Der Zero-Waste-Ansatz kann dazu beitragen, Umweltbelastungen zu reduzieren und außerdem für die praktizierenden Unternehmen sehr profitabel sein. So hat beispielsweise die Brauerei Sierra Nevada allein durch das Wegfallen der Entsorgungskosten bis zum Jahr 2012 insgesamt über 5,3 Mio. Dollar gespart und dabei mehr als 51.000 t Abfall und 11.000 t CO2 vermieden (siehe dazu auch weiter unten „Gute-Praxis-Beispiele“).*
Zero Waste International Alliance. Case Study: Sierra Nevada. (Online) 24.07.2018. (Zitat vom: 13.05.2020).
Um Zero Waste im Betrieb umsetzen zu können, ist es zunächst wichtig, dass der Unterschied zwischen Zero Waste und Zero Waste to Landfill bewusst ist. Bei ersterem wird der Fokus explizit auf die Abfallvermeidung gelegt, während bei letzterem lediglich dafür gesorgt wird, dass der Abfall am Ende nicht deponiert wird.*
eco cycle solutions. What zero waste isn't. (Online) (Zitat vom: 13.05.2020).
Gemäß der Grundsätze der Zero Waste Europe Foundation sollten Unternehmen nicht nur Abfall innerhalb des Unternehmens vermeiden, sondern auch außerhalb. Produkte sollten dementsprechend entwickelt und Produktionsprozesse optimiert werden, um das Recyclingpotenzial der Produkte im Lebensweg zu maximieren (u. a. Design for Recycling). Generell sollte der Fokus weg von der reinen Arbeitseffizienz hin zur umfänglichen Ressourceneffizienz gesetzt werden.*
Zero waste europe. The zero waste business. (Online) (Zitat vom: 07.02.2020).
Es existieren verschiedene Methoden, um dieses Ziel zu erreichen. Die oberste Priorität sollte darauf liegen, Produkte so zu gestalten, dass von vornherein gar nicht erst (viel) Abfall entstehen kann. Anschließend sollte der mittelbar erzeugte Abfall weiter reduziert werden, indem im Einkauf möglichst auf rezyklierte Werkstoffe (Sekundärmaterial) gesetzt wird und somit die benötigten Ressourcen (Primärmaterial) in der Vorkette weiter minimiert werden.*
Zero Waste International Alliance. Zero Waste Hierarchy of Highest and Best Use 7.0. (Online) (Zitat vom: 02.07. 2020).
Anschließend sollten Lösungen gefunden werden, wie z. B. der unvermeidbare Ausschuss sinnvoll weiterverwendet und das Produkt selbst möglicherweise verwendet werden kann, wenn es seinen ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllt. Material, das nicht mehr in seiner ursprünglichen Form weiter genutzt werden kann, sollte möglichst betriebsintern recycelt werden. Zuletzt wird ausgearbeitet, wie die restlichen Abfälle außerhalb des Unternehmens hochwertig und fachgerecht verwertet werden können.*
Zero waste europe. The zero waste business. (Online) (Zitat vom: 07.02.2020).
Um die oben genannten Punkte umzusetzen, muss zunächst analysiert werden, welche Arten und Mengen an Abfall entstehen (siehe dazu auch Stoffstromanalyse) und ob dieser wiederverwertet werden kann. Dies erfordert oftmals innovative Lösungsansätze. Abfallvermeidung ist oft einfacher, als es zunächst erscheint. Beispielsweise kann Papier eingespart werden, indem von vornherein angestrebt wird, so viele Unterlagen wie möglich digital zu verwalten. Auch beim Verpackungsmaterial kann viel eingespart werden, z. B. indem Ware in möglichst großen Mengen bestellt, Verpackungskartons zum Lagern oder Weiterverschicken von Ware verwendet, wiederverwendbare Behälter implementiert oder geschreddertes Papier zur Polsterung verwendet wird. Veraltete Betriebsmittel können oftmals weiterverkauft und in einem anderen Zusammenhang genutzt werden.*
Paulo, D. J. Green Manufacturing Process and Systems. Heidelberg : Springer Verlag, 2013. ISBN 978-3-642-33792-5. S. 89 - 99
In der VDI-Richtlinie 4075 wird der Ansatz des produktionsintegrierten Umweltschutzes (PIUS) beschrieben. Im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses werden dabei für einen festgelegten Untersuchungsrahmen Ein- und Ausgangsströme identifiziert, sowie Kennzahlen und das Potenzial für die Abfallvermeidung ermittelt. Anschließend lassen sich Maßnahmen zur Abfallvermeidung identifizieren, umsetzen und deren Erfolg kontrollieren. Sämtliche Abfallströme werden somit hinterfragt und minimiert.*
Redaktion, WEKA. Abfallvermeidung im Unternehmen. (Online) 2019. (Zitat vom: 13.05.2020).
Vor dem Etablieren von PIUS können bereits gering investive Maßnahmen durchgeführt werden, wie z. B.*
Redaktion, WEKA. Abfallvermeidung im Unternehmen. (Online) 2019. (Zitat vom: 13.05.2020).
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Weiterhin kann ein Benchmarking (Betriebsvergleich) sinnvoll sein, um überdurchschnittlich hohe Abfallmengen aufzudecken.
Um prozessbedingte Materialverluste aufzudecken, kann eine Materialflusskostenrechnung nach DIN EN ISO 14051 nützlich sein. Als erste Hilfestellung kann unter anderem der Materialflusskostenrechner des VDI ZRE dienen. In dem Online-Tool können anhand von Material-Input- und -Output die Prozesskosten ermittelt und dabei die Höhe der monetären Materialverschwendung aufgedeckt werden. Anhand dieser Informationen lässt sich einschätzen, wie hoch das Einsparpotenzial ist und welcher Prozess die höchsten Ausschussmengen verursacht, um dort mit der Prozessoptimierung zu beginnen.
Um die Abfallziele des Betriebs zu erreichen, ist das Engagement der Mitarbeitenden unerlässlich. Das gilt insbesondere für Unternehmen mit Zero-Waste-Versprechen. Mitarbeitende sollten nicht nur für das Thema sensibilisiert, sondern auch aufgefordert werden, eigene Ideen für einen abfallfreien Arbeitsplatz einzubringen. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, Mitarbeitende zur Mithilfe bei der Abfallvermeidung zu motivieren*
Redaktion, WEKA. Abfallvermeidung im Unternehmen. (Online) 2019. (Zitat vom: 13.05.2020).
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Bei Fragen zum Thema „Zero-Waste-Strategien“ helfen wir Ihnen gerne weiter.
Tel.: +49 (0)30 2759506-0
E-Mail: zre-industrie@vdi.de