Organisation & Prozesse: Vorreiter*innen

Digitale Geschäftsmodelle

Voraussetzungen

Ein Geschäftsmodell beschreibt im Grunde „das Grundprinzip, nach dem eine Organisation Werte schafft, vermittelt und erfasst“. Mit der fortschreitenden Digitalisierung eröffnen sich für immer mehr Unternehmen neue Möglichkeiten der Leistungserbringung und Kundeninteraktion. Insbesondere datengetriebene Dienste stellen hierbei verschiedenste Möglichkeiten in Aussicht, die Ressourceneffizienz und Wirtschaftlichkeit der Unternehmen zu steigern.* Osterwalder, A. und Pigneur, Y. (2011): Business Model Generation – Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer, Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-593-39474-9.

Maschinen- und Anlagenhersteller*innen können z. B. durch die Integration von Sensorik und Kommunikationstechnologien die Betriebsdaten Ihrer Produkte nutzbar machen und entsprechende datenbasierte Dienstleistungen anbieten, wie die Zustandsüberwachung (Condition Monitoring) oder vorrausschauende Wartung (Predictive Maintenance). Dadurch kann die Lebensdauer von Maschinen verlängert werden und ungeplante Ausfälle und Fehler in der Produktion werden vermieden.* Rothmeier, J. (2021): Kurzanalyse Nr. 29: Neue Geschäftsmodelle und Ressourceneffizienz. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, VDI ZRE Publikationen: Kurzanalyse.

Durch die Nutzung weiterer digitaler Technologien, wie z. B. digitaler Plattformen, kann eine noch stärkere Änderung der Leistungserbringung erfolgen. Eine Entkopplung des Nutzens vom physischen Produkt, wie z. B. die Trennung der Leistung "Mobilität" vom Besitz des physischen Produktes "Auto" beim Car-Sharing, ermöglicht nicht nur neue, nutzungsbasierte Erlösmodelle (z. B. Pay-per-x oder Leasing-Modelle), sondern führt potenziell auch zu einer intensiveren und längeren Nutzung der hergestellten Produkte. So werden durch die geteilte Nutzung z. B. insgesamt weniger Produkte gebraucht, um den gleichen Nutzen für Kund*innen zu erzeugen. Außerdem lohnt es sich bei einem derartigen serviceorientierten Geschäftsmodell auch für Produkthersteller*innen, das physische Produkt als Träger der Funktionalität durch Updates oder Upgrades länger in der Nutzung zu halten.* Mertens, Hg. (2017): Grundzüge der Wirtschaftsinformatik, Berlin, Heidelberg, Springer Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-662-53361-1. * Rothmeier, J. (2021): Kurzanalyse Nr. 29: Neue Geschäftsmodelle und Ressourceneffizienz. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, VDI ZRE Publikationen: Kurzanalyse.

Durch einen weiteren Ausbau der digitalen Dienstleistungen können Produkte, wie z. B. Fahrzeuge oder Maschinen, selbst zu Plattformen werden, auf denen weitere Mehrwertdienste angeboten werden können – auch von externen Anbieter*innen. Diese wiederum können eine effizientere Nutzung des Produkts ermöglichen. So bietet der Landmaschinenhersteller John Deer für seine Produkte neben der Zustandsüberwachung oder vorausschauende Wartung auch Precision-Farming-Dienste (eigene und externe) über eine offene Softwareplattform an, die es z. B. ermöglichen die Steuerung von Bewässerungssystemen automatisch an Wettervorhersagen anzupassen oder Bodenproben auszuwerten. So können Landwirt*innen den Einsatz von Ressourcen wie Wasser und Dünger optimal anpassen, um ihre Erträge zu optimieren.* Jacques Bughin, Tanguy Catlin, Martin Hirt, and Paul Willmott (2018): Why digital strategies fail (online). McKinsey & Company (abgerufen am: 27.02.2023).

Wie Sie Ihr Geschäftsmodell mittels digitaler Lösungen ressourceneffizienter gestalten können, hängt u. a. davon ab

  • in welcher Branche Sie tätig sind (z. B. Bau, Chemie, Maschinenbau),
  • welche Art von Produkten Sie herstellen (z. B. Konsumgut, Industriegut),  
  • wer ihre Kund*innen sind (insbesondere B2B oder B2C)
  • und auf welcher Wertschöpfungsstufe Sie sich befinden (z. B. Auftragsfertigung, Teilelieferant*in oder Systemlieferant*in).

Diese Faktoren bestimmen, wie Sie mit Ihren Kund*innen interagieren können, wieviel Einfluss Sie auf die Gestaltung Ihrer Produkte haben und welche Möglichkeiten Sie erhalten, auf das Produkt während der Nutzungsphase einzuwirken.

Eine gängige Methode für die Analyse und Planung von Geschäftsmodellen ist das Business Model Canvas von Osterwalder und Pigneur* Osterwalder, A. und Pigneur, Y. (2011): Business Model Generation – Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer, Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-593-39474-9. (siehe Abbildung 1). Dieses zeigt die wichtigsten Elemente eines Geschäftsmodells und ermöglicht eine systematische Betrachtung der Wertschöpfung des Unternehmens.

Zu beachten ist, dass eine Änderung des Geschäftsmodells stets eine strategische Unternehmensangelegenheit darstellt, die vom Management mit Sorgfalt geplant und bis zur Umsetzung konsequent begleitet werden muss.* Rothmeier, J. (2021): Kurzanalyse Nr. 29: Neue Geschäftsmodelle und Ressourceneffizienz. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, VDI ZRE Publikationen: Kurzanalyse.

Business Model Canvas nach Osterwalder und Pigneur© VDI ZRE (in Anlehnung an Osterwalder und Pigneur)Business Model Canvas nach Osterwalder und Pigneur

Ausführliche Informationen zu Geschäftsmodellen und deren Ressourceneffizienzpotenziale finden Sie in der VDI ZRE Kurzanalyse Nr. 29.

Integration in der Wertschöpfungskette

Voraussetzungen

In der zunehmend vernetzten Wertschöpfung können Ressourceneffizienzmaßnahmen durch verbesserte inner- und überbetriebliche Zusammenarbeit größere Wirkungen entfalten. So kann eine optimierte Integration verschiedener Bereiche innerhalb des Unternehmens effizientere Stoffströme ermöglichen, indem z. B. Einkaufs- und Logistikprozesse auf Materialverbräuche in der Produktion abgestimmt werden.* https://www.ressource-deutschland.de/fileadmin/user_upload/1_Themen/h_Publikationen/Kurzanalysen/VDI_ZRE_Kurzanalyse_Nr._23_Ressourceneffizienz_in_der_Wertschoepfungskette_bf.pdf

Durch eine Integration von Zuliefer*innen kann externes Know-how mit genutzt werden, um z. B. die Produkt- und Prozessqualität zu verbessern. Zudem können wertschöpfungsstufenübergreifende Materialflussanalyse (z. B. nach VDI 2689) oder Stoffstromsimulationen (z. B. nach VDI 3633) durchgeführt werden, um überbetriebliche Optimierungspotenziale zu identifizieren. Eine Integration von Kund*innen ermöglicht z. B. eine bessere Erfassung von Kundenanforderungen und somit eine bedarfsgerechtere Entwicklung und Fertigung von Produkten.* https://www.ressource-deutschland.de/fileadmin/user_upload/1_Themen/h_Publikationen/Kurzanalysen/VDI_ZRE_Kurzanalyse_Nr._23_Ressourceneffizienz_in_der_Wertschoepfungskette_bf.pdf

Die unterschiedlichen IT-Systeme, die in den jeweiligen Wertschöpfungsstufen und -prozessen verwendet werden, spielen bei der Integration eine wichtige Rolle. In diesen werden die relevanten Daten (z. B. CAD-Modelle aus der Entwicklung oder Auftragsdaten aus dem Vertrieb) erzeugt, gespeichert und verarbeitet. Somit bilden diese IT-Systeme, ihre Verknüpfung und die Durchgängigkeit der Datenflüsse zwischen ihnen die informationstechnische Grundlage für eine wertschöpfungsstufenübergreifende Integration.* https://www.ressource-deutschland.de/fileadmin/user_upload/1_Themen/h_Publikationen/Kurzanalysen/VDI_ZRE_Kurzanalyse_Nr._23_Ressourceneffizienz_in_der_Wertschoepfungskette_bf.pdf

Ausführlichere Informationen zu Ressourceneffizienzpotenzialen in der Wertschöpfungskette finden Sie in der VDI ZRE Kurzanalyse Nr. 23.

Weitere Informationen zur Stufe "Vorreiter*innen"